Vier Formate für Eintracht – eine Adresse für Fans.

Es brennt noch Licht

8 min read

Fast drei Monate ohne Sieg, zuletzt fünf Niederlagen in Folge, Derby verloren: Der BTSV war am Boden. Nach Jens Härtel und Interimscoach Marc Pfitzner stand mit Daniel Scherning im Kellerduell gegen den VfL Osnabrück bereits der dritte Trainer an der Seitenlinie. Trotzdem waren über 20.000 Zuschauer gekommen, auch durch den vollen Gästeblock der ebenfalls stark kriselnden Osnabrücker. Die Löwen zeigten, was die Fans erwarteten, kämpften und erarbeiteten sich einige aussichtsreiche Abschlussgelegenheiten. Doch auf den frühen Führungstreffer hatten die Gäste kurz vor dem Halbzeitpfiff mit einem unnötigen Elfmeter die Antwort. Geburtstagskind Anton Donkor schien die Eintracht endlich in Richtung Heimsieg geschossen zu haben, doch sein 2:1 wurde durch einen späten, ebenfalls unnötigen Handelfmeter ausgeglichen. Doch das Eintracht-Stadion hatte wieder einmal eine große Portion Drama parat: In allerletzter Sekunde kam der Ball irgendwie zu Rückkehrer Ermin Bičakčić, der das Stadion explodieren ließ wie lange nicht. Es musste allerdings noch gebangt werden, denn der VAR prüfte die Szene minutenlang, doch dann war klar: Der BTSV holt den zweiten Sieg in der Saison und übergibt die Rote Laterne an den unterlegenen Gegner!

Neu-Trainer Daniel Scherning entschied sich in seinem ersten Spiel für folgende Aufstellung: Thorben Hoffmann (TW) – Marvin Rittmüller (88. Jan-Hendrik Marx), Robert Ivanov (41. Sebastian Griesbeck), Saulo Decarli, Ermin Bičakčić, Anton Donkor – Fabio Kaufmann (88. Sidi Sané), Robin Krauße (C), Þórir Helgason (65. Danilo Wiebe) – Johan Gómez, Florian Krüger (65. Luc Ihorst)

Und nach nicht einmal zwei Minuten wurde es schon gefährlich im Strafraum der Gäste. Gómez bediente Krüger, der aus etwas spitzem Winkel rechts am Tor vorbei schoss. Kurz darauf wurde ein Kaufmann-Schuss von der Strafraumkante zur Ecke abgefälscht. Allerdings galt auch vorerst unter Daniel Scherning: keine Gefahr nach Standards. Etwas später gab es dann doch mal einen Abschluss nach einem Standard. Im zweiten Versuch erreicht die Hereingabe Ermin Bičakčić, der artistisch zum Abschluss kam, das Tor aber klar verfehlte. Fast zwei Monate war es her, dass die Eintracht in Führung gegangen ist. Nach fünf Spielen ohne Führungstreffer sollte sich das heute ändern. Robin Krauße bekam am rechten Strafraumeck den Ball und flankte die Kugel scharf vors Tor. Dort setzte sich Johan Gómez klasse durch und verlängerte das Spielgerät im Liegen in die lange Ecke. Riesenjubel bei den Blau-Gelben! Eintracht Braunschweig: Eins! VfL Osnabrück: Null!

Danach versuchten die Löwen, die Führung zu verwalten und waren nicht mehr ganz so energisch auf der Suche nach Torchancen. Die Gäste hatten viel den Ball, strahlten aber überhaupt keine Gefahr aus und kamen nicht mal wirklich in die Nähe eines Torabschlusses. Nach einer Ecke der Lila-Weißen ging es dann sogar im Eiltempo auf die andere Seite: Der BTSV konterte, der Schuss von Krüger aus 19 Metern war dann aber viel zu harmlos. Ohne die nötige Wucht genau in die Arme von VfL-Keeper Grill. 20 Minuten nach dem 1:0 aber immerhin mal wieder ein Torschuss. Doch danach passiert erst einmal nicht mehr viel. Einzig erwähnenswert die richtige Auswechslung des gelb-rot gefährdeten Robert Ivanov. Für den Finnen kam Sebastian Griesbeck in die Partie.

Kurz vor Ende der regulären Spielzeit wurden die Löwen dann doch noch einmal zwingend: Gómez trieb den schnellen Gegenangriff voran und legte links raus zu Florian Krüger, dessen Flanke leicht abgefälscht beim völlig frei stehenden Robin Krauße landete. Doch der Kapitän köpfte aus wenigen Metern knapp links am Tor vorbei. Dicke Gelegenheit aufs 2:0! Es gab sechs Minuten Nachspielzeit. Und in dieser kam der VfL Osnabrück doch noch in den Strafraum der Löwen. Der Kopfball von Tesche ging eigentlich weit vorbei, doch Eintracht-Torwart Thorben Hoffmann realisierte zu spät, dass Kleinhaus ebenfalls zum Ball ging, verlor das Laufduell und traf den Gegenspieler am Bein. Der nahm das natürlich gerne an und ging zu Boden: Strafstoß. Unnötig, ärgerlich, aber auch richtig entschieden und ein Geschenk an den schwachen Gegner. Cuisance trat an und zielte aufs rechte Eck. Hoffmann hatte die Ecke, konnte den Einschlag aber nicht mehr verhindern. Der Ausgleich kurz vor der Pause, 1:1.

Mit Wut im Bauch starteten die Löwen eine Schlussoffensive in den letzten Zügen der zweiten Halbzeit. Fabio Kaufmann fand mit einer flachen Hereingabe Johan Gómez, der den Ball im ersten Kontakt aufs Tor verlängerte. Florian Krüger rutschte knapp vorbei und ebenso knapp rollte der Ball am linken Pfosten vorbei ins Aus. Doch es war immer noch nicht Schluss: Der Ball kam irgendwie durch zu Johan Gómez, der das Laufduell gegen seinen Gegenspieler gewann und aus 14 Metern den Abschluss suchte. VfL-Schlussmann verhinderte mit einer starken Parade den Rückstand. Wenige Augenblicke später kamen die Löwen erneut gefährlich in den Strafraum, doch bevor es zu einem Abschluss kommen konnte, hatte Schiedsrichter Florian Lechner ein Stürmerfoul erkannt.

Dann war Halbzeit. Die Blau-Gelben mussten sich den Vorwurf gefallen lassen, nach der Führung zu wenig für den zweiten Torerfolg gemacht zu haben. Die Abwehr wusste zwar zu verhindern, dass die schwachen Gäste zu Torabschlüssen kamen, doch ein unnötiger Elfmeter führte nicht nur zum ersten und einzigen Abschluss der Osnabrücker, sondern bedeutete auch, dass der Halbzeitstand 1:1-Unentschieden hieß.

Kurz nach Wiederanpfiff wusste sich Ex-Löwe Diakhite gegen den starken Gómez nur mit einem Foul zu helfen und hatte großes Glück, dass Schiedsrichter Florian Lechner die zweite gelbe Karte stecken ließ. VfL-Coach und ebenfalls Ex-Löwe Tobias Schweinsteiger reagierte auch sofort und nahm seinen stark gelb-rot gefährdeten Abwehrspieler vom Platz. Der fällige Freistoß plumpste Anton Donkor vor die Füße, der aus der zweiten Reihe sofort abzog. Die Direktabnahme mit dem schwächeren Rechten flog aber weit am Tor vorbei. Wenig später fand Krüger mit seiner Hereingabe Þórir Helgason, der die Kugel direkt aus der Luft nahm. Grill hatte den Schuss aufs rechte untere Eck aber sicher. Kurz darauf setzte sich Anton Donkor auf der linken Seite durch und suchte mit einer flachen Flanke Florian Krüger. Ein Abwehrspieler kam aber noch dazwischen, bugsierte den Ball dabei aber zurück zu Donkor, der allerdings bereits abgeschaltet hatte und die Kugel nicht mehr kontrollieren konnte.

Apropos gelb-rot: Auch wenn Ex-Löwe Diakhite von diesem Schicksal verschont wurde, traf es einen anderen Osnabrücker dann doch noch. Cuisance war bereits kurz zuvor ermahnt worden, als er mit gelb vorbelastet die schnelle Ausführung eines Freistoßes verhinderte. Versuch Nummer zwei reichte dem Schiedsrichter dann, es gab gelb-rot für den Mittelfeldspieler. Dennoch eine harte Entscheidung, über die ich mich andersrum vermutlich ziemlich aufgeregt hätte. Klar war: 30 Minuten Überzahl gegen einen direkten Konkurrenten. Alles andere als ein Sieg wäre eine noch größere Enttäuschung als es vor dem Spiel schon klar war. Es dauerte ein paar Minuten bis zum ersten Abschluss in Überzahl: Fabio Kaufmann probierte es aus etwa 22 Metern, sein Schuss wurde zur Ecke abgefälscht, die aber nichts einbrachte.

Doch es gab jemanden, der beim Auspusten seiner Geburtstagskerzen anscheinend einen ganz bestimmten Wunsch hatte. Kurz vor Beginn der Schlussviertelstunde eroberten die Löwen im letzten Drittel den Ball, Marvin Rittmüller behauptete sich auf seiner rechten Seite und schlug eine tolle Flanke in die Gefahrenzone. Johan Gómez machte es löwenstark und verlängerte das Leder mit dem Rücken zum Tor direkt mit der Hacke aufs linke Eck. Grill konnte den Schuss zwar parieren, aber nicht festhalten und so war es Geburtstagskind Anton Donkor, der sich die Gelegenheit nicht nehmen ließ und aus kürzester Distanz abstaubte. Der Linksverteidiger ließ sich vor der jubelnden Südkurve feiern, 2:1 für die Eintracht!

Anschließend zogen sich die Löwen wieder etwas zurück und verwalteten die Führung. Von den Gästen kam aber weiterhin erstmal nichts Gefährliches. Und so brachten die Löwen den Gegner erneut selbst zum Ausgleich. Nach einer weiten Flanke von der rechten Seite köpfte Wiemann den Ball zurück in die Gefahrenzone. Anton Donkor segelte mit dem Rücken zu der Szene durch die Luft und bekam den Ball aus kurzer Distanz an den abgespreizten Arm. Erneut entschied Schiedsrichter Lechner auf Strafstoß. Bitter für die Löwen, hatte es für ähnliche Szenen in vergangenen Spielen keinen Elfmeter für die Blau-Gelben gegeben. Dennoch vermutlich eine vertretbare Entscheidung, bei der Lechner auch blieb, nachdem er sich die Szene selbst angeschaut hatte. Und so bekam Erik Engelhardt zwei Minuten vor Ende der regulären Spielzeit die Chance, den Ausgleich zu erzielen. Der Osnabrücker visierte die rechte untere Ecke an, Hoffmann entschied sich fürs linke Eck. Ausgleich, 2:2.

Zu diesem Zeitpunkt ein Tiefschlag für die Löwen auf dem Platz und in den Fan-Blöcken. Die einzigen beiden Torabschlüsse der Gäste waren durch zwei absolut unnötige Elfmeter entstanden. Die Nachspielzeit lief bereits, als die Osnabrücker ihren dritten Torschuss herausarbeiteten. Doch der Kopfball von Kleinhansl war leichte Beute für Thorben Hoffmann, den Torwart der Löwen, die nun aufwachten und auf den Siegtreffer drückten. Osnabrück drehte hingegen an der Uhr. Es lief bereits die sechste Minute der Nachspielzeit, als Sebastian Griesbeck Luc Ihorst bediente, der im Strafraum an den Ball kam, im letzten Moment aber noch am Abschluss gehindert wurde. Die anschließende Ecke wurde richtig gefährlich, doch der Kopfball von Saulo Decarli aus kürzester Distanz prallte an Grill ab.

Durch das Zeitspiel der Gäste gab es noch ein bisschen Zeit obendrauf und der Fußballgott hatte anscheinend doch Einsehen, vielleicht auch ein bisschen Mitleid und beendete das Leiden der Eintracht-Fans: Die Löwen warfen noch einmal alles nach vorne. Ein verzweifelter Schuss von Decarli prallte irgendwie vor die Füße von Ermin Bičakčić. “Eisen-Ermin” zeigte seine Erfahrung und traf aus kurzer Distanz zum 3:2! Jetzt wurde das Eintracht-Stadion zum Tollhaus und explodierte. Jubelnde Eintracht-Fans lagen sich in den Armen, sprangen auf den Zaun, schrieen sich die Seele aus dem Leib und spührten ein Glück, wie viele Wochen nicht mehr. 3:2 für die Braunschweiger Eintracht!

Nach fünfminütiger Überprüfung durch den VAR, konnten die Eintracht-Fans tief durchatmen und den zweiten Heimsieg der Saison bejubeln. Die Löwen überholen somit die Osnabrücker, der Abstand aufs rettende Ufer bleibt aber trotzdem groß. Dennoch ein verdienter Sieg gegen einen allerdings auch sehr schwachen Gegner. Das sehr passive Verwalten nach den Führungen wäre dem Team von Daniel Scherning beinahe zum Verhängnis geworden. Doch so geht es mit einem guten Gefühl in die letzte Länderspielpause des Jahres. Hoffen wir mal, dass wir aus dieser noch gestärkter hervorgehen und anschließend weitere Punkte für eine halbwegs aushaltbare Winterpause sammeln können.

Bis dahin

Euer Kivi

About Author

Kommentar verfassen

%d Bloggern gefällt das: