Gegnergespräch SC Paderborn

Mund abputzen und weitermachen heißt es für die Löwen nach der ärgerlichen Niederlage gegen den 1. FC Magdeburg. Doch mit dem SC Paderborn wartet eine ziemlich schwierige Aufgabe auf das Team von Michael Schiele. Die Gastgeber stehen auf dem vierten Tabellenplatz und spielen eine wirklich gute Saison. Für die im Abstiegskampf dringend benötigten Punkte muss also eine besonders gute Leistung her. Vor dem Spiel am Freitagabend habe ich mich mit Andreas unterhalten, auch bekannt als PaderOptimist. Zudem ist er Teil des Podcasts „PaderCast„. Vielen Dank für deine Zeit, Andreas! Und euch ganz viel Spaß beim Lesen!

Hallo Andreas! Schön, dass du dir die Zeit für unser Gegnergespräch nehmen konntest! Stell dich doch mal kurz vor!

Hallo Kevin, schön das ich dabei sein darf! Ich bin der Andreas, seit 2011 schaue ich Vereinsfußball und bin Fan des SC Paderborn. Aus der Leidenschaft zum SCP habe ich angefangen als PaderOptimist zu bloggen, später die Kolumne Drei-Hasen-Grätsche in der NW zu schreiben und bin seit vielen Jahren Teil des PaderCast dem einzigen Podcast zum SCP07.                                                                                                                    

Ich werde euer Stadion das dritte Mal besuchen. Wirst du ebenfalls im Stadion sein und weißt du dein wievielter Besuch das sein wird?

Vielleicht sieht man sich ja dort, ich werde auf jeden Fall da sein. Die Heimspiele (die man besuchen durfte) die ich verpasst habe in den letzten 8 Jahren lassen sich an einer Hand abzählen, leider auch das letzte wegen Krankheit. Von der ersten bis zur dritten Liga konnte ich bisher immer dabei sein. Keine Ahnung wie viele Spiele es bisher sind, auf jeden Fall noch lange nicht genug!

Seit wann bist du Fan deines Vereins und wie bist du Fan geworden?

Ich bin seit 2011 Fan des SCP. Vorher habe ich mich für Fußball nicht interessiert. Nur WMs zu denen man sich getroffen hat. 2011 war dann mein erstes FIFA das ich gespielt habe, weil das alle so toll fanden. Mit wem also spielen? Vereinsfußball interessierte mich gar nicht, also aus geografischer Bequemlichkeit Paderborn gewählt. Das Spiel hat mich dann schnell in seinen Bann gezogen. Was macht eigentlich der echte SCP? Mit Roger Schmidt sind wir damals knapp am Aufstieg gescheitert, aber es war eine großartige Saison. Ich schaute die ersten Spiele bei meinem Schwiegervater und war begeistert, dass ich alle Spieler ja schon kannte und die auch so gut gespielt haben. Von da an ging es schnell: erstes Heimspiel inklusive Heimsieg, erster Schal, erstes Trikot, Dauerkarte, Blog, Podcast, Kolumne. Wie das so ist 😀

Wo findet man dich bei Spielen deines Vereins meistens?

Man findet mich bei Heimspielen immer auf der Südtribüne rechts hinter dem Tor, wo ich mit den Jungs vom PaderCast und mittlerweile vielen anderen Freunden die man im Stadion oder durch den PaderCast kennengelernt hat.

Wohin ging deine letzte Auswärtsfahrt?

Anders als bei den Heimspielen fahre ich leider nur noch selten zu Auswärtsspielen. Irgendwann muss man ja auch mal zu Hause sein. Das letzte Auswärtsspiel war im DFB-Pokal in Wernigerode zu Beginn der Saison. Ein sehr sonniger 10:0 Auswärtssieg in einer sehr schönen Stadt.

Wie viele Auf- und Abstiege hast du miterlebt?

Bei uns wird es ja nie langweilig. Wir haben seit 2013 sportlich erst zum zweiten Mal in Folge die Klasse gehalten. Davor war es ein unglaubliches auf und ab, mit unglaublich vielen Freuden, Momenten und auch einigen Tränen.

In Zahlen waren es drei Aufstiege und vier Abstiege. Der Abstieg aus der dritten in die Regionalliga blieb uns Gott sei Dank erspart, sodass wir offiziell nur drei Mal abgestiegen sind. Ein in der Fußballgeschichte unglaubliches Auf und Ab in der kurzen Zeit. Von der Bundesliga fast in die Regionalliga und wieder zurück.

Was war bisher dein emotionalster Moment?

Neben dem ersten Aufstieg in die Bundesliga war vor allem der unglaubliche Aufstieg aus der dritten in die zweite Liga der für mich schönste Moment. Steffen Baumgart übernahm die Saison zuvor und musste ungeschlagen mit uns ausgerechnet in Osnabrück absteigen. Regionalliga, finanzieller Ruin, das sportliche nichts. Vor all dem standen wir. Ich war mit PaderCast und Blog voll dabei. Viele emotionale Blogbeiträge und so viel Hoffnung in den letzten Minuten, ob wir wegen jemand anderes doch noch bleiben dürfen. Am grünen Tisch wurde der Ligaverbleib entschieden und wir brachen in der folgenden Saison einen Rekord nach dem anderen und stiegen phänomenal wieder in die zweite Liga auf. Jedes Spiel war ein Fest und aus einer 300 Zuschauer bei Regen im Westfalenpokal gegen Lotte, einem Arschtritt nach dem anderen waren wir wieder da. Nach dem letzten Abpfiff, beim Weg auf den Rasen konnte ich mir zwei oder drei Freudentränen nicht verdrücken.

Du bist Teil des PaderCast. Beschreib für unsere Leser doch mal, was ihr da so macht!

Nach jedem Spiel sezieren wir die 90 Minuten und geben unseren Mut und Unmut über den SCP zum besten. Seit 2016 darf ich Teil des PaderCast sein und seitdem hat sich der Podcast stark entwickelt. Damals war es hauptsächlich Stephan der zunächst einzeln mit Gästen gesprochen hat rund um den SCP. Dann bildete sich nach und nach eine feste Gruppe in der wir jede Woche über das letzte Spiel und alles rund um den SCP sprechen. Dazu kommen besondere Folgen mit Verantwortlichen des Vereins wie unserem Trainer, dem sportlichen Leiter etc. Zuletzt war der Verantwortliche für die Übertragungen der zweiten Liga von Sky zu Gast, das war ein sehr interessanter Einblick in die Aufgabengebiete dort. Und selbstverständlich haben wir auch Gäste und sind auch zu Gast bei anderen Vereinen, bzw. Fanprojekten.

Was war dein bisher liebstes Projekt beim PaderCast?

Das bisher schwerste und zugleich interessanteste war die neue Verantwortung für den PaderCast nachdem Stephan, der ursprüngliche Gründer, letzten Sommer aufgehört hat und wir verbliebenen vier alles selbst in die Hand genommen haben. Da war unfassbar viel Kreativität, gepaart mit gar nicht so viel Zeit dabei. Wir haben also noch für die Zukunft viele Ideen und Pläne, für die uns aktuell einfach die Zeit fehlt. Seitdem hat sich der PaderCast nochmal ein ganzes Stück weiterentwickelt. So sind wir nicht mehr nur als Podcast zu hören, sondern nehmen montagabends unsere Folgen live auf Twitch auf, unterhalten uns vor und nach den Folgen mit den Zuschauern und das ganze kann man auf YouTube dann noch jederzeit nachschauen.

Wie bist du eigentlich zum Podcasten gekommen?

Ganz klar durch die Einladung als Gast damals durch Stephan. Ich kannte Podcasts bis dahin ehrlich gesagt gar nicht. Da ich aber immer Bock auf neues habe, habe ich damals blind zugesagt, ohne zu wissen wofür. Aus gedachten 10 Minuten wurde dann die erste drei-viertel Stunde Podcast.

Wie bewertest du eure bisherige Saison, was läuft momentan gut bei euch, was bereitet Sorgen?

Das letzte Spiel gegen den Tabellenletzten Sandhausen beschreibt die ganze Saison sehr genau. Wir führen durch zwei Traumtore verdient mit 2:0, machen dann einen Fehler im Spielaufbau und kassieren den Anschlusstreffer und machen den Gegner selbst wieder stark. In der zweiten Hälfte wissen wir dann selbst nicht mehr, warum wir kaum noch ins Spiel kommen. Machen die wenigen klaren Chancen nicht und kassieren mit dem 2. Torschuss des Gegners den Ausgleich. Es ist völlig kurios. Wir hätten locker um den Aufstieg mitspielen können, dann kam viel Verletzungspech zu Beginn der Rückrunde dazu und wir waren eigentlich schon raus aus dem Aufstiegsrennen. Trotzdem hätten wir zuletzt noch wieder aufschließen können, schlagen uns dabei aber immer wieder selbst.

Wir haben richtig gute Spieler, die, wie man vor allem zu Beginn der Hinrunde gesehen hat, phänomenal spielen und Gegner überrennen können. Leider sind wir nicht so stabil, um diese Leistung dauerhaft zu bringen.

Welche Ziele und Erwartungen hast du für den Rest der Saison?

Nach dem schwachen Ergebnis und der Unzufriedenheit auch des Trainers hoffe ich auf engagierte letzte Spiele, um zumindest Platz 4 in der Tabelle zu halten. Wir müssen jetzt nochmal hart daran arbeiten, die vermehrten individuellen Fehler abzustellen und uns für unseren Aufwand im Spiel zu belohnen. Zu Hause müssen wir weiter gewinnen und unsere Auswärtsschwäche überwinden. Vielleicht scheitert der HSV ja nochmal so kurios wie in den letzten Jahren im Schlussspurt und wir haben nochmal die Minichance auf die Relegation. Man muss halt optimistisch bleiben.

Wie oder vielmehr wo informierst du dich, was bei deinem Verein gerade so passiert?

Hauptsächlich WhatsApp Gruppen mittlerweile. Die verschiedenen Gruppen teilen so schnell Infos aus allen Richtungen, die irgendwo auftauchen, da komme ich gar nicht mehr hinterher. Dazu natürlich noch Transfermarkt.de und Fan-Foren. Irgendwer hat immer irgendwen irgendwo gesehen und postet das.

Hast du einen Lieblingsspieler?

Nicht mehr so wie am Anfang. Mit den Jahren gehen einfach immer zu viele Spieler, die man lieb gewonnen hat. Sven Michel zuletzt, der nach Union Berlin wechselte, war definitiv einer davon. Unser Kapitän Ron Schallenberg ist auch mega sympathisch, oder unser Urgestein Uwe Hünemeier. Ihn zähle ich nur nicht als ersten auf, weil er damals nach England wechselte, als ich gerade sein Trikot bestellt habe.

Kampfschwein Robin Krauße fehlte im Hinspiel gesperrt. Dieses Mal dürfte er auf dem Platz stehen. Was ist dir über euren Ex-Spieler im Kopf geblieben?

Robin Krauße war Teil meines Lieblingsteams, die uns in der grandiosen Saison aus der dritten Liga in die zweite gebracht haben. Er war ein harter Kämpfer auf dem Platz und hat weggegrätscht, was weggegrätscht werden musste, eben ein Kampfschwein. Neben dem Platz wirkte er immer so schüchtern und trotzdem sympathisch vor der Kamera, das war ein wilder Kontrast.
Eine gute Vorstellung von der Stimmung macht das kurze Weihnachtsvideo von damals, Die Weihnachts-Fanbox 2017

Hast du bereits Spiele gegen unsere Eintracht miterlebt? Wenn ja, was sind deine Erinnerungen?

Zuletzt zwei Nullnummern in Braunschweig und davor ein wildes 2:2 das mich rückblickend an das Sandhausen Spiel erinnert. 2:0 Führung, 2:1 vor der Halbzeit, zerfahrenes Spiel, Rote Karte. Ex-Paderborner Nick Proschwitz der bei uns geflogen ist, weil er sein Geschlechtsteil an der Theke ausgepackt hat, macht den Ausgleich. Ein Sieg wäre für uns wichtig gewesen. Nach dem Abstieg aus der Bundesliga rutschten wir wieder tiefer Richtung Tabellenende. Zeit für bessere Erinnerungen.

Was verbindest du mit Eintracht Braunschweig?

Das vorgenannte Spiel auf jeden Fall. Ansonsten ist Thorsten Lieberknecht als Trainer festgemeisselt mit Braunschweig. Es ging ähnlich wie bei uns viel auf und ab. 2017 knapp am Aufstieg gescheitert, danach gings runter in die dritte Liga. Jetzt geht es darum, nicht zur Fahrstuhlmannschaft zu werden und die Klasse zu halten und die Klasse zu halten.

Was erwartest du vom Spiel?

Ich erwarte einen Heimsieg. Unser Lazarett ist fast leer und wir können eine Spitzen-Startelf aufstellen. Nach dem letzten Spiel muss eine Reaktion kommen und wir müssen zeigen, das unser Stadion eine Festung ist und das wir unbedingt den Sieg erringen wollen.

Braunschweig hat zuletzt gezeigt, dass sie gegen starke Mannschaften gewinnen kann. Ihr habt den unglaublichen Lauf von St. Pauli beendet und auch gegen Lautern und Hamburg im Testspiel gewonnen. Das wird gefährlich für uns und sicher alles andere als einfach. Gerade weil hier Punkte geholt wurden, indem dem Gegner der Ball überlassen wurde. Wir spielen gerne mit viel Ballbesitz und zuletzt haben wir im Spielaufbau immer wieder Fehler gemacht, die uns Punkte gekostet haben. Das könnte die Chance für Braunschweig sein.

Für uns hoffe ich, dass gerade an solchen Problemen gearbeitet wurde und wir solche Fehler nicht machen.

Was sollte man im Stadion essen und trinken?

Im Stadion gibt es bei uns eher Standardkost. Pommes, Bratwurst, Pizza, dazu Snacks, Brezel und Leberkäsbrötchen. Alles da was man brauch. Die Spezialwurst ist gut. In der kommenden Saison hat hoffentlich wieder der Hofladen gegenüber dem Stadion geöffnet, der vor und nach dem Spiel Anlaufpunkt für Fans ist. Hier kann man sich dann wieder treffen und zusammen das Spiel bequatschen bei ein paar Hopfenkaltschorlen. Durch Corona wurde der Hofladen damals leider eingestampft.

Was ist dein Tipp?

Meines Naturells entsprechend kann ich nur auf ein 4:0 tippen. Fehler abstellen. Vorne wieder Chancen nutzen und gewinnen. Platte, Leipertz, Heuer und Conteh treffen.

Möchtest du noch etwas loswerden?

Vielen lieben Dank, dass ich hier so ausführlich meine Eindrücke schildern konnte. Ich hoffe, dass wir uns in der kommenden Saison wieder sehen. Denn dann gibt es zusätzliche Oberränge im Stadion, sowie den Hofladen der das ganze Stadionerlebnis noch deutlich runder macht. Dann ist eine Auswärtsfahrt nochmal schöner. Ich wünsche euch nach dem Spiel gegen uns viel Erfolg bei den restlichen Spielen und einen entspannten Klassenerhalt!

Vielen Dank für deine Zeit, Andreas!

Bis dahin

Euer Kivi

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