Blau-Gelbe Partycrasher
6 min read“Auswärtssieg!” schallte es aus dem pickepackevollen Gästeblock, als die Löwen nach kurzer Besprechung im Mannschaftskreis zu einem letzten Sprint anzogen und jubelnd auf die mitgereisten Gästefans zu rannten. Mit großem Kampf beenden die Blau-Gelben die eindrucksvolle Serie vom FC St. Pauli, die erstmals nach zuvor zehn Siegen in Serie verloren und zudem ihre erste Heimniederlage in dieser Saison einstecken mussten. Nach einem ganz frühen Tor von Maurice Multhaup legte Manuel Wintzheimer noch in der ersten Halbzeit nach. Der Anschlusstreffer der Gastgeber kam zu spät, die Eintracht besiegte die Hamburger wie auch im Hinspiel mit 2:1 und ist auf einem guten Weg in Richtung Klassenerhalt. Die Gastgeber hingegen bekamen einen herben Dämpfer in der Aufholjagd auf den HSV verpasst.
Pünktlich ins Stadion gelangt, holte ich mir eine Bratwurst. Für 3,20 Euro musste ich aber etwas warten, da die Zuständige vom Catering nie merkte, wenn eine Bratwurst fertig war und so überholten uns die anderen Schlangen. Irgendwann war es dann aber doch so weit. Allerdings hätte ich auch noch etwas warten können, denn die Bratwurst hatte anscheinend nur von einer Seite einen Grill gesehen. Zudem war sie extrem fettig. Ein Ende der Wurst war dann auch überhaupt nicht gebraten. Ebenfalls merkwürdig: In dem roten Soßenspender war Senf. Alles nicht so wirklich zufriedenstellend, daher kann ich nur eine 5/10 geben.

Michael Schiele entschied sich für folgende Aufstellung: Ron-Thorben Hoffmann (TW) – Nathan de Medina, Filip Benkovic, Hasan Kuruçay, Anton Donkor – Bryan Henning (60. Robin Krauße), Jannis Nikolaou (C) – Maurice Multhaup (77. Fabio Kaufmann), Manuel Wintzheimer (86. Jan-Hendrik Marx), Lion Lauberbach (77. Niko Kijewski) – Anthony Ujah (77. Tarsis Bonga)
Selten ist es nicht, dass die erste beschriebene Aktion in meinen Spielberichten ein Tor ist. Dass dieser Treffer aber die Blau-Gelbe Anhängerschaft zum Jubeln bringt, kam dennoch nicht so häufig vor. Bereits in der ersten Spielminute zog Multhaup im hohen Tempo nach innen und, mit etwas Glück und Mithilfe der St. Pauli Abwehr, einen Doppelpass mit Ujah spielte. Von der Strafraumkante zog der Flügelspieler wuchtig mit links ab, die Kugel schlug im linken Eck ein. Das 0:1 nach gerade einmal 40 Sekunden! Großer Jubel im Gästeblock und die Führung gegen die Gastgeber, die bisher alle Rückrundenspiele gewinnen konnten!
Sofort danach verlagerte sich fast das ganze Spielgeschehen an den Braunschweiger Strafraum. Die Hamburger suchten mit vielen Pässen umgehend nach einer Antwort. Und nur zwei Minuten später musste Hoffmann erstmals eingreifen, hatte bei Paqaradas Kopfball aus spitzem Winkel aber keine Mühe, den Ball abzufangen. Kurz darauf leisteten sich die Löwen einen unnötigen Ballverlust, tief in der eigenen Hälfte. Erst rettete Benkovic mit einem Wahnsinns-Tackling, dann hielt Hoffmann den Fernschuss von Daschner ohne Probleme fest. Weiter ging es im und um den Löwen-Strafraum, doch immer wieder brachten Benkovic und Co irgendein Körperteil dazwischen. Die Anfangsviertelstunde war noch nicht abgelaufen, als der Ball über Daschner und Hartel zu Afolayan kam, der aus spitzem Winkel abzog. Mehrere Blau-Gelbe schmissen sich dazwischen und fälschten den Schuss zur Ecke ab. Diese trat Paqarade kurz vor die Strafraumgrenze, wo es Saliakas mit einer Volley-Direktabnahme versuchte. Doch den zentralen Schuss hatte Hoffmann dann doch ohne größere Probleme sicher.

Zwei Minuten später köpfte Daschner eine Saliakas-Flanke klar vorbei. Dann zeigten sich mal wieder die Eintracht in der Offensive. Etwas glücklich sprang der Ball nach einer Hereingabe zu Ujah, der von halbrechts abzog, das Tor aber klar verfehlte. Mitte der ersten Halbzeit rollte ein Löwen-Konter auf das Tor der Gastgeber zu. Ujah bediente auf der linken Seite Wintzheimer, der ziemlich ungestört in den Strafraum eindringen konnte und das Ding humorlos in die lange Ecke knallte. Nichts zu halten für Vasilj, der vergebens flog. Erneut explodierte der Gästeblock und feierte das 0:2. Eine Effizienz zum Zungeschnalzen! Zweimal aufs Tor geschossen, zweimal drin! Damit hatten wohl die wenigsten gerechnet. Die Blau-Gelben waren auf gutem Weg, die eindrucksvolle Serie der Hamburger zu brechen.
Danach war weiterhin St. Pauli am Drücker. Doch für einige Minuten sprang dabei kein gefährlicher Abschluss raus. Spätestens am Strafraum war Schluss, die Eintracht stand kompakt und verteidigte diszipliniert. Stattdessen kam Wintzheimer nach einem schnellen Gegenangriff zum Schuss, ihm rutschte der Ball aber etwas ab, sodass dieser klar am Tor vorbeiging. Kurz vor der Pause nutzten die Gastgeber einen Standard, um etwas Gefahr zu versprühen. Paqarada bekam den zweiten Ball und schlenzte aus der zweiten Reihe aufs lange Eck. Die Kugel rauschte knapp rechts vorbei.
Dann war Halbzeit. St. Pauli eigentlich in allen Belangen überlegen, die Eintracht machte es nach der extrem frühen Führung aber clever, zog sich zurück und lauerte auf Konter. So ziemlich der erste richtig ausgespielte davon war dann auch gleich wieder drin. Danach ließen die Löwen die Gastgeber kaum noch richtig in den Strafraum eindringen, sodass Hoffmann nicht mehr ernsthaft eingreifen musste. Klar war aber auch, dass das Spiel hier noch nicht gelaufen war.

Wenige Sekunden waren im zweiten Durchgang gespielt, als Wintzheimer in aussichtsreicher Position gefoult wurde. Multhaup versuchte es aus 19 Metern direkt, jagte den Ball aber in die Mauer. Auf der anderen Seite prüfte Daschner mit einem Schuss von Strafraumrand Hoffmann, doch der packte bei dem recht zentralen Schuss sicher zu. Eine Zeigerumdrehung danach wurde es schon brenzliger. Donkor verlor vollkommen unnötig den Ball am eigenen Strafraum, sodass Afolayan für Daschner querlegen konnte, der das Leder aus kurzer Distanz knapp am Tor vorbeidrückte. Wenig später steckte Hartel auf Eggestein durch, der alleine vor Hoffmann auftauchte. Dieser machte es bockstark und verhinderte den Gegentreffer, wurde aber hart vom Stürmer getroffen. Donkor klärte anschließend und Hoffmann konnte weitermachen. Wenig später lag der Ball im Netz, doch der vermeintliche Torschütze Afolayan hatte im Abseits gestanden.
Im Gegenzug hätten die Löwen beinahe für die Vorentscheidung gesorgt, Lauberbach war bei einem Steilpass eher am Ball als Vasilj und ging an dem Hamburger Keeper vorbei. Fast von der Grundlinie brachte er den Ball vors Tor, wo die Gastgeber in hauchzart vor dem einschussbereiten Ujah klären konnten. Nur eine Minute später brach Donkor über links durch und flankte auf den Elfmeterpunkt. Dort stand Wintzheimer völlig frei, traf den Ball aber nicht richtig, sodass dieser Richtung Eckfahne flog. In der Meisterminute köpfte Afolayan eine Saliakas-Flanke klar vorbei. Eine Viertelstunde vor dem Ende der regulären Spielzeit kam Hartel zentral von der Strafraumkante zum Abschluss und zimmerte das Leder auf den rechten Winkel. Hoffmann flog und fischte das Leder mit einer tollen Parade aus dem Eck!
Fünf Minuten später kam der Ball im Sechzehner irgendwie zu Eggestein, doch Benkovic und Donkor schmissen sich in den Schuss und konnten den Ball so entschärfen, dass Hoffmann das Spielgerät sichern konnte. Kurz danach wurde die Szene vom VAR geprüft, da er Ball Donkor an die Hand gesprungen war. Schiedsrichter Robert Hartmann blieb aber bei seiner Entscheidung “kein Strafstoß”. Im Gegenzug hatten die Löwen die erneute Chance auf die Entscheidung. Wintzheimer bediente Krauße am Strafraumrand, der aus 16 Metern viel Platz hatte, die Kugel mit der Innenseite aber links am Tor vorbeischob. Kurz darauf blieb Wintzheimer mit Krämpfen liegen, St. Pauli spielte aber weiter. Als die Leihgabe aus Nürnberg wieder stand, verlagerte sich das Geschehen auf die rechte Seite. Hartel tanzte Donkor aus und gab die Kugel flach in die Mitte. Dort stand Medic frei und drosch das Leder aus kurzer Disztanz in die Maschen, der Anschlusstreffer, nur noch 1:2!

Doch danach verhinderten die Löwen aufopferungsvoll einen weiteren Torschuss und sicherten sich den lang ersehnten zweiten Auswärtssieg. Nach kurzer Besprechung liefen die Spieler freudestrahlend auf den Gästeblock zu und ließen sich zu Recht für den zweiten Sieg in Folge feiern. Nun sind die Löwen bereits seit vier Spielen ungeschlagen. Der Vorsprung auf den Relegationsplatz beträgt jetzt fünf Punkte. Der Abstand auf den ersten direkten Abstiegsplatz ist auf sieben Punkte gewachsen. Weitere wichtige Punkte für den Klassenerhalt kann die Eintracht am kommenden Samstag einfahren. Dann geht es um 20:30 Uhr im Eintracht-Stadion gegen den 1. FC Magdeburg.
Bis dahin
Euer Kivi
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