Gegnergespräch 1. FC Kaiserslautern
7 min readZwei Spiele ungeschlagen. Diese Serie wollen die Löwen bestenfalls mit einem Heimsieg weiter ausbauen. Am Ostersamstag kommt mit dem 1. FC Kaiserslautern ein auswärtsstarker Gegner ins Eintracht-Stadion. Obwohl die Roten Teufel ihre letzten vier Auswärtsspiele allesamt verloren, konnten nur zwei Teams mehr Punkte auf fremden Plätzen sammeln. Sorgen machen müssen sich die Gäste nicht mehr, denn sie sind weit vom Auf- und Abstiegskampf entfernt. Vor dem Spiel habe ich mich Sebastian unterhalten, der Teil des Podcasts “Unzerstörbar – Der FCK Podcast” ist. Vielen Dank für deine Zeit, Sebastian! Und euch ganz viel Spaß beim Lesen!
Hallo! Schön, dass du dir die Zeit für unser Gegnergespräch nehmen konntest! Stell dich doch mal kurz vor!
Ich bin Sebastian vom Unzerstörbar – Der FCK Podcast und habe seit der Saison 2000/2001 eine Dauerkarte in der Westkurve. Zu Beginn dieser Saison bin ich allerdings auf einen Sitzplatz gewechselt.
Durch den Podcast und mit der damit verbundenen intensiveren Begleitung der Geschehnisse rund um den FCK bin ich seit 2021 Mitglied im FCK e.V.
Werden wir dich am Sonntag im Eintracht-Stadion begrüßen können?
Nein, leider nicht.
Seit wann bist du Fan deines Vereins und wie bist du Fan geworden?
Ich bin FCK-Fan, solange ich denken kann. Ich bin mit dem Betze-Virus aufgewachsen. Meine erste Erinnerung ist Stefan Kuntz, wie er auf einem LKW durch Kaiserslautern fährt und mit der Pfalz den rot-weißen Meistertitel 1991 feiert.
Wo findet man dich bei Spielen deines Vereins meistens?
Bis zur letzten Saison in der Westkurve. Zu Beginn dieser Saison, auch aufgrund von Corona, habe ich auf der Haupttribüne einen neuen Platz gefunden. Allerdings hat es sich als Ritual entwickelt, dass ich mich vor dem Spiel mit Freunden und Leidensgenossen vor dem Stadion treffe.
Wohin ging deine letzte Auswärtsfahrt?
Meine letzte Auswärtsfahrt ist tatsächlich schon sehr lange her. Um genau zu sein, war mein letztes Auswärtsspiel am 19.10.2007 bei der TSG Hoffenheim, als diese noch in ihrem Dorf spielte und Tobias Sippel nach der Verletzung von Florian Fromlowitz seinen ersten großen Auftritt hatte. Ich glaube, wir waren damals die erste große Fanszene, die diesem „Verein“ einen Besuch abstatten „durften“. Die Begleiterscheinungen rund um das Spiel dürften allen Beteiligten aus unterschiedlichen Gründen lange in
Erinnerung geblieben sein.

Wie viele Auf- und Abstiege hast du miterlebt?
Die Abstiege 1996, 2006 und 2012 in die 2. Liga genauso wie den brutalen und wehrlosen Abstieg 2018 in die 3. Liga.
Allerdings durfte ich auch die Aufstiege 1997, 2010 und 2022 miterleben. Die Rückkehr letztes Jahr in die 2. Liga war hierbei definitiv das Emotionalste. Ein unvergesslicher und magischer Abend.
Was war bisher dein emotionalster Moment?
Der emotionalste Moment war der 18.05.2008, als wir mit einem 3:0 Sieg am letzten Spieltag gegen den 1. FC Köln den Klassenerhalt gesichert haben. Die Emotionen nach dem 1:0 durch Josh Simpson, nachdem Sekunden vorher Helmes nur den Pfosten traf, sind unbeschreiblich. Als es dann noch zu regnen anfing, wussten wir alle, Fritz Walter ist heute auch da! Es war ein magischer Tag, den kein FCK-Fan jemals vergessen wird.
Du betreibst den Podcast „Unzerstörbar“, erzähl doch mal, was ihr da so macht!
Ich mache den Podcast zusammen mit Marc. Neben den aktuellen Spielen begleiten wir die Geschehnisse rund um den FCK. Besonderes Augenmerk liegt dabei auf dem e.V. der nach der Ausgliederung und der Insolvenz der KGaA mit rund 6 Millionen € immer noch schwer zu kämpfen hat.
Was war bisher dein liebstes Projekt?
Würde an dieser Stelle kein einzelnes Projekt nennen, sondern den Podcast selbst. Ich hatte vor dem Unzerstörbar Podcast keine Berührungspunkte mit Podcasting und bin dankbar, dass ich die Möglichkeit habe, den FCK durch den Podcast noch intensiver erleben zu dürfen. In guten wie in schlechten Zeiten.
Wie bist du überhaupt zum Podcasten gekommen?
Als Podcast-Hörer hat mir ein regelmäßiger Fan-Podcast rund um den FCK gefehlt. Als ich 2020 Marc kennengelernt habe, der in der Podcast-Welt schon lange zu Hause ist, habe ich ihn gefragt, ob er sich vorstellen kann, mit mir den Unzerstörbar Podcast zu starten.

Wie bewertest du eure bisherige Saison, was läuft momentan gut bei euch, was bereitet Sorgen?
Überwältigend!
Ich glaube, keiner in der FCK-Bubble hätte nach dem dramatischen Aufstieg daran gedacht, dass diese Saison auch nur annähernd so gut laufen könnte. Als ich beim Eröffnungsspiel gegen Hannover im Stadion stand, den vollen Betze und das Flutlicht sah, hatte ich Gänsehaut. Nach den letzten schwierigen und dramatischen Jahren mit Insolvenz und Fast-Abstieg in die Regionalliga und das damit verbundene Ende des FCK’s und Heimspielen vor rund 10.000 Leuten war ich einfach glücklich, sowas nochmal erleben zu dürfen.
In der vergangenen Saison sorgte unter anderem eure Niederlagenserie am Saisonende für unseren Aufstieg. Durch euren Erfolg in der Relegation durften wir am Ende beide verdient den Aufstieg feiern. Wie hast du die letzten Wochen der vergangenen Saison wahrgenommen?
Nach dem 3:1 Derbysieg gegen den 1. FC Saarbrücken, der alles rund um den Betze in Euphorie stürzte, dachte (fast) jeder, wir schaffen den Aufstieg. Was dann passierte, kann bis heute keiner wirklich verstehen oder erklären.
Nachdem wir unseren Aufstiegstrainer Marco Antwerpen nicht mit in die zweite Liga genommen haben, musste er auch bei euch gehen, allerdings bereits vor der Relegation. Was sind heute deine Gedanken zu diesem Schritt?
Marco Antwerpen hat uns übernommen, als wir am Abgrund in die Regionalliga standen. Dieser Abstieg wäre zum finanziellen Todesstoß für den FCK geworden. Das erste Spiel von Antwerpen war ein 0:2 Derbysieg beim SV Waldhof Mannheim, besser kannst du als Trainer beim FCK nicht starten. Aber das ist natürlich nicht der Grund für die Beliebtheit von Marco Antwerpen beim FCK. Antwerpen hat es geschafft, den FCK wiederzubeleben, das Feuer wieder zu entfachen und Mannschaft und Fans wieder zu einer Einheit zu formen. Ich bin mir zu 100 % sicher, ohne Antwerpen würde es den FCK nicht mehr geben, schon gar nicht in der 2. Liga. Dass er vor der Relegation unter diesen Umständen den Verein verlassen musste, war für viele ein Schock und ich will nicht wissen, was passiert wäre, wenn wir die Relegation nicht geschafft hätten.

Was sind die Ziele und Erwartungen für den Rest der Saison?
Ich hoffe, dass wir schnellstmöglich über die 40-Punkte-Marke springen (das Gespräch stand vor dem Kaiserslautern-Heidenheim-Spiel statt) und dann ohne große Probleme die Saison über die Bühne bringen können. Allein wegen der TV-Gelder wäre ein Platz unter den ersten zehn sehr hilfreich.
Wie oder vielmehr wo informierst du dich, was bei deinem Verein gerade so passiert?
Hier ist natürlich in erster Linie DER FCK-Blog „Der Betze brennt“ zu nennen. Ansonsten gibt es die lokalen Medien wie „Die Rheinpfalz“ oder der „Kicker“. Twitter ist allerdings für mich die wichtigste Quelle, da hier viele Informationen zusammenlaufen.
Hast du einen Lieblingsspieler?
Ich habe seit langer Zeit keine klassischen Lieblingsspieler mehr. Dafür hat mich der Fußball in den letzten 20 Jahren zu oft enttäuscht, gerade was die Aussagen von Offiziellen und Spielern angeht.
Eine kleine Ausnahme ist für mich vielleicht Terrence Boyd. Boyd war vor dem Wechsel von Halle zum FCK zumindest in Fankreisen immer mal wieder Thema bzw. ein Wunschtransfer für viele Fans. Als Boyd letzten Januar zum FCK wechselte, haben wir ihm in unseren Formaten mit „Boyd Boyd hurra“ ein kleines Lied gewidmet. Was allerdings mehr der Freude über einen neuen Stürmer geschuldet war, der uns zu diesem Zeitpunkt fehlte.
Mit Hendrick Zuck spielt ein ExLöwe für euch. Wie bewertest du seine Rolle in der Mannschaft?
Hendrick Zuck hatte bereits 2012-2013 bei den Profis gespielt, bevor er über Umwege bei Eintracht Braunschweig gelandet ist. Aus diesem Grund wurde der Wechsel, gerade nach dem Abstieg, in der Fanszene sehr geifert. Nach anfänglichen Schwierigkeiten, zumindest in meiner Erinnerung, ist er mittlerweile als Linksverteidiger zum festen Stammspieler und Vizekapitän gereift und ist aus der Mannschaft nicht wegzudenken.
Hast du bereits Spiele gegen unsere Eintracht miterlebt? Wenn ja, was sind deine Erinnerungen?
Ich habe schon einige Spiele auch LIVE auf dem Betze gegen Eintracht Braunschweig miterlebt. Ein Spiel, welches mir allerdings besonders in Erinnerung geblieben ist, ist eine bittere Niederlage in der ersten Runde des DFB-Pokals 2003, bei dem Jürgen Rische (1998 Teil der Meistermannschaft) zwei Treffer erzielte.

Warst du schon mal in Braunschweig?
Nein, leider nicht.
Was verbindest du mit Eintracht Braunschweig?
Mit Eintracht Braunschweig verbinde ich stets schwere und enge Spiele. Außerdem finde ich es sehr geil, wenn ihr in der 67. Minute das „Meisterlied 1967“ anstimmt. Solche Rituale liebe ich.
Vor kurzem haben hunderte Fans und Kleinsponsoren über 600.000 Euro gesammelt, damit unser Stadion vorerst weiterhin Eintracht-Stadion heißen darf. Somit ist der historische Name auch zum 100-jährigen Jubiläum gesichert. Was hältst du von der Aktion als Außenstehender?
Ich persönlich finde das eine sehr gelungene Aktion und freue mich immer, wenn es möglich ist, einen Sponsorennamen für das Stadion zu umgehen. Negativbeispiel ist für mich das Volksparkstadion in Hamburg.
Unser Stadion heißt zum Glück nach wie vor Fritz-Walter-Stadion.
Was erwartest du vom Spiel?
Für uns wird es ein brutal schwieriges Spiel. Traditionell holen wir in Braunschweig, zumindest gefühlt, wenig Punkte. Nachdem wir in den letzten Auswärtsspielen vier Niederlagen am Stück kassiert haben und es für euch noch ums nackte Überleben geht, wird es auch diesmal ein heißer Tanz für uns.
Was ist dein Tipp?
Nach vier Auswärtsspielen ohne Sieg wird es ein harter Kampf – aber wir gewinnen 1:2.
Möchtest du noch etwas loswerden?
Auf ein faires Spiel auf und neben dem Platz 🙂
Vielen Dank für deine Zeit, Sebastian! Ich war ebenfalls zu Gast, die Folge findet ihr hier!
Bis dahin
Euer Kivi