Aufholjagd in München
5 min readSelbst Sturm, Sitzpflicht auf den Betonstufen und über 600km Distanz zwischen den Stadien konnten mich nicht vom Besuch des Auswärtsspiels meiner (wahren) Löwen beim TSV 1860 München abhalten.
Im Stadion angekommen, wurde erstmal die Lage der Platzzuteilung gecheckt. Wir sollten nämlich auf zugeteilten Bereichen auf den kalten Stehstufen sitzen. Auf Hinweis von Eintracht brachten die meisten Mitgereisten Sitzkissen mit, frischer als beim Stehen war es dennoch. Und tatsächlich: In regelmäßigen Abständen waren die Stehstufen wie Sitzplätze nummeriert. Ich schaute auf meine Karte, suchte mir meinen Platz (Reihen waren nicht nummeriert, nur Sitzplatz-Zahlen) und war total begeistert, denn ich saß direkt vor einem Wellenbrecher und hatte auf Augenhöhe somit nur Metall vor mir.

Daraufhin sprach ich mit einem Ordner, ob man denn wirklich auf dem zugeteilten Sitzplatz sitzen müsse. Ich durfte umziehen und saß dann in gewohnter Kombination mit besserer Sicht aufs Spielfeld.

Vor Anpfiff holte ich mir einen Leberkäse im Brötchen für 3,80€. Durchaus solide und lecker. Süßen Senf gab es gratis dazu, das Brötchen war auch in Ordnung, leider komplett durchgeschnitten, was eine etwas rutschige Angelegenheit verursachte. 8/10 gibt es dafür von mir.
Nach abgesessenen Gelbsperren kehrte die Stamm-Innenverteidigung zurück. Somit spielte vor Keeper Jasmin Fejzic eine Viererkette, bestehend aus Schlüter, Schultz, Behrendt und Marx. Auf der Doppel-Sechs liefen Nikolaou und Krauße auf vor denen Hennig ebenfalls zentral agierte. Über die Flügel griffen Multhaup und Müller an, Toptorjäger Lauberbach übernahm die zentrale Stürmerrolle.
Und bereits nach wenigen Augenblicken hatten wir den ersten gefährlichen Angriff: Multhaup setzte sich stark auf der Außenbahn durch, flankte in den Strafraum, wo Lauberbach aus wenigen Metern am Tor vorbei köpfte. Guter Start!? Leider nein! Fast im direkten Gegenzug trat Schultz über den Ball und dann ging es ganz schnell: Neudecker schickt mit einem klugen Pass den Ex-Löwen Bär, der völlig frei auf Fejzic zulaufen konnte, cool blieb und zum erneut frühen Rückstand verwandelte. 1:0-Rückstand nach drei Minuten, das dritte Spiel in Folge mit einem sehr frühen Gegentor. Noch nicht ganz in der Masse wie in der Vorsaison, aber viel fehlt nicht mehr.

Danach blieben unsere Blau-Gelben eigentlich gut im Spiel: 1860 wurde nur bei den stark ausgespielten Kontern gefährlich, die allerdings auch regelmäßig aufs Eintracht-Tor zurollten. Nach etwa 20 Minuten wurden wir zwingender und kamen durch einen Fehler des Heimkeepers Hiller zur großen Chance. Bei einem Klärungsversuch schoss er einen Mitspieler ab, der Abpraller landete bei Henning, der aus etwa 25m den Ball direkt nahm und aufs leere Tor zielte, aber verfehlte. Kurz danach scheiterte Multhaup mit einem Schuss aus spitzem Winkel.
Nach einer halben Stunde traf wieder Bär sehenswert nach einem Chip-Ball, doch er befand sich im Abseits. Wenige Minuten später: Freistoß aus 18m, recht zentral vorm Tor. Behrendt hämmert den Ball Richtung Tor, Hiller bekam gerade so noch die Fäuste hoch. Doch wieder dauerte es nicht lange, bis 1860 eine Braunschweiger Chance als motivierend empfand. Über mehrere Stationen lief der Konter, der schließlich Bei Steinhart und dem 2:0 endete. Verdient war das zu diesem Zeitpunkt nicht, aber so ist der Fußball manchmal.
Dieses Mal brauchten wir etwas länger uns von dem Schock zu erholen und die Sechziger erspielten sich durch Neudecker und Dressel weitere Chancen, scheiterten aber an Fejzic. Die letzte Chance hatten wieder wir, als Nikolaou den Ball nach einer Kopfballrückgabe nur um wenige Centimeter verfehlte.
Ohne Wechsel ging es in die 2. Halbzeit. Henning brach über Außen durch, konnte aber den Ball nicht zu den eingelaufenen Mitspielern ins Zentrum bringen. Kur darauf köpfte Lauberbach eine Schlüter-Flanke übers Tor. Die Gastgeber wirkten nun sehr passiv und wurden dafür bestraft: Nikolaou schickte stark Henning, der den Ball in die Mitte gab und am zweiten Pfosten Lauberbach fand, der nur noch einschieben musste. Wenige Minuten später tauchte Lex frei vor Fejzic auf, wurde aber wegen einer Abseitsstellung zurückgepfiffen.
Nach einigen Wechsel auf Seiten der Münchenern wurden diese wieder etwas gefährlicher. Deichmann zog aus 15m ab, zielte aber direkt in die Arme von Fejzic. Kurz darauf kam Linsbichler nach einer Ecke an den Ball und zog aus kurzer Distanz aus spitzem Winkel ab. Fejzic konnte aber erneut eine Hand an den Ball bringen und abwehren. Wiederum nur kurze Zeit später lief Linsbichler alleine auf Fejzic zu, umkurvte ihn, verlor aber das Gleichgewicht und stolperte den Ball neben das leere Tor.
Kurz zuvor kam Ihorst für Multhaup und wir wurden wieder aktiver: In der 78. Minute wurde ein Schuss von Henning geblockt. Im hohen Bogen flog der Ball durch den Strafraum und fiel bei Marx herunter, der den Ball mutig Volley nahm, Keeper Hiller tunnelte und zum Ausgleich traf. Großer Jubel bei den etwa 220 Gästefans. Sollte es sogar noch zum Sieg reichen?
Einige Minuten passierte wenig, bis Behrendt kurz vor dem Strafraum Hand spielte und Gelb-Rot sah. Nun fehlte nicht nur der Abwehrchef, sondern es gab auch eine brandgefährliche Freistoßposition. Neudecker zog scharf ab, Fejzic hielt die Pranke hin und konnte zur Ecke abwehren. Mittlerweile waren Strompf und Kobylanski für Henning und Müller eingewechselt worden. Passieren sollte aber nichts mehr, es blieb beim 2:2-Unentschieden, dass meiner Meinung nach sowohl in Ordnung geht als auch in beide Richtungen hätte kippen können.

Aufstiegskonkurrent Kaiserslautern ist somit erstmal auf vier Punkte enteilt. Zudem haben die Roten Teufel genau wie wir noch ein Nachholspiel in der Hinterhand. Die Plätze drei bis sieben sind noch enger zusammen gerückt. Am Samstag muss gegen die Freiburger U23 ein Sieg her, um den Anschluss an die Spitzenplätze zu bewahren. Im besten Falle beginnt man das Spiel ausnahmsweise nicht mit einem frühen Gegentor. NDR überträgt das Spiel und wer weiß, vielleicht hilft der dadurch verspätete Angriff ja dabei ein frühes Gegentor zu vermeiden.
Durch den Normenkontrolleilantrag , den Eintracht zusammen mit den anderen niedersächsischen Drittligisten beim Oberverwaltungsgericht in Lüneburg eingereicht hat, besteht auch die Chance auf eine relevante Anzahl an Zuschauern. Hoffen wir das Beste!
Bis dahin
Euer Kivi