Vier Formate für Eintracht – eine Adresse für Fans.

Völlig verrückte Schlussphase

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Um zu wissen, dass unsere Eintracht eine Dramaqueen ist, muss man noch nicht besonders lange Fan sein. Doch am heutigen Samstag erbrachten die Blau-Gelben mit dem roten Löwen auf der Brust nochmal einen eindrücklichen Nachweis dafür.

Knapp 13.000 Eintracht-Fans waren gekommen um das Spiel gegen den abgeschlagenen TSV Havelse zu sehen, das vermutlich letzte Spiel ohne aktive Fanszene. Vor dem Spiel holte ich mir wie immer eine Manta-Platte (Bratwurst in Currysoße mit Pommes), im Eintracht-Stadion hat die Speiseöl-Knappheit anscheinend noch keine Spuren hinterlassen.

Die Manta-Platte im Eintracht-Stadion

Löwen-Trainer Michael Schiele schickte folgende Aufstellung ins Rennen: Fejzic (C) – Marx, Behrent, Schultz, Kijewski (57. Schlüter) – Wiebe (57. Kobylanski), Krauße – Müller (84. Ihorst), Henning, Consbruch (84. Strompf) – Lauberbach

Die Hausherren versuchten von Beginn an das Spiel zu bestimmen. Nach vier Minuten köpfte Sebastian Müller eine flanke vom wie immer umtriebigen Bryan Henning aufs Tor, aber leichte Beute für Gästekeeper Stirl. Kurz danach schoss Lion Lauberbach aus spitzem Winkel ans Außennetz. Wieder nur wenig später nahm Kijewski eine lange Flanke Henning an und schoss einfach mal ab, zielte ab etwas zu hoch. Nicht ganz eine Viertelstunde war gespielt, als eine gefährliche scharfe Flanke von Müller gerade noch geklärt werden konnte.

Nach der eben angesprochenen Anfangsviertelstunde fehlten dann plötzlich nur Zentimeter zum Führungstreffer: Eine hohe Hereingabe von Jomaine Consbruch segelt genau zum Geburtstagskind Robin Krauße, der den Ball direkt aus der Luft flach in Richtung lange Ecke gab und denkbar knapp verfehlte. Havelse stand sehr tief, lauerte auf Konter und Fehler der Braunschweiger, die mit einigen leichten Unsicherheiten immer wieder Möglichkeiten zum Kontern gaben.

Nach 20 Minuten konnte Gäste-Tormann Stirl eine Flanke nur sehr kurze Distanz abwehren, Wiebe konnte davon aber nicht entscheiden profitieren. Kurz danach eroberte Müller stark einen Ball und gab zu Henning, dessen Abschluss allerdings geblockt wurde. Dann kamen die Gäste zum ersten halbwegs gefährlichen Abschluss: Daedlow köpft ziemlich freistehend seine eigene Schulter an und bugsierte den Ball somit über das Tor vom bosnischen Schlussmann Fejzic. Zwei Minuten später rutschte eine Consbruch-Flanke zu Lauberbach durch, der das Leder aus aussichtsreicher Position aber nicht kontrollieren konnte.

Wie immer wurde vor dem Spiel der Kreis gebildet

Quasi im Gegenzug setzte sich Froese gleich gegen mehrere Blau-Gelbe Defensivspieler durch, sein Abschluss wurde aber nicht zu einem Problem für Kapitän Fejzic. Nach einer halben Stunde brachte Lauberbach seinen Kopf an eine Flanke von Außenverteidiger Kijewski, der wenig kraftvolle Kopfball wurde allerdings nicht gefährlich.

Nun wollten die Hausherren unbedingt in Führung gehen: Nach 34 Minuten probieren es erst Lauberbach, Henning und Müller, bis der Ball schlussendlich zu Jan-Hendrik Marx kommt, der am Fünf-Meterraum-Eck den Ball scharf vors Tor spielte. Dort beförderte der Kapitän der Gäste, Tobias Fölster das Spielgerät ins eigene Netz. Fünf Minuten später hatten die Fans auf den Tribünen erneut den Torschrei auf den Lippen. Einen abgefälschten Fernschuss von Brian Behrendt konnte der Torwart gerade noch so abwehren, der Ball prallte aber fast direkt zu Lauberbach. Leider nur fast direkt, denn der großgewachsene Stürmer konnte den Abpraller nicht kontrollieren.

Wenige Minuten vor der Pause kam Jaeschke irgendwie an den Ball und zog einfach mal ab. Fejzic tauchte blitzschnell ab und sicherte die Kugel. Mit der letzten nennenswerten Aktion der ersten Halbzeit glich der TSV Havelse aus. Eine Ecke von Damer segelte in den Löwenstrafraum, dort bewegte sich kein Abwehrspieler in irgendeine Richtung. Lakenmacher durfte aus wenigen Metern vollkommen unbedrängt einnicken. Da hatte der Stürmer so viel Platz, dass Bussi dort gut hätte parken können.

Zur Pause hieß es somit 1:1 Unentschieden. Ob der vergeben Chancen, der zu selten genutzten Spielanteile und des vollkommen überflüssigen Gegentores mehr als ärgerlich. Wieder einmal hatten die Löwen etwas Probleme, Ideen gegen einen tiefstehenden Gegner zu entwickeln.

Blick aus Block 6 nach Abpfiff

Im zweiten Durchgang zeigten die Blau-Gelben recht schnell, dass sie die erneute Führung wollten. Nach fünf Minuten zog Müller nach einem Konter aus halbrechter Position aus etwa 20m ab. Sein Flachschuss rauschte mehr oder weniger knapp am Tor vorbei. Wenige Augenblicke später kam wieder Müller auf der Außenbahn an den Ball, diesmal flankte der junge Leihspieler mustergültig auf den völlig allein gelassenen Lauberbach, der aus zentraler Position den Ball nicht richtig erwischte und über den Kasten köpfte. Wieder nur kurze Zeit später setzte Müller gut nach, über Umwege kam der Ball zu Consburch, der aber nur den Außenpfosten traf. Darüber hinaus stand er im Abseits. Einige Minuten später taucht Henning nach einer schönen Kombination frei vor Keeper Stirl auf, wird aber wegen einer vermeintlichen Abseitsstellung zurück gerufen, knappe Sache! Nach Betrachtung der Fernsehbilder eher kein Abseits, Henning scheiterte mit seinem Abschluss aber ohnehin.

Nach einer Stunde verursachte der gerade eingewechselte Schlüter einen Freistoß aus aussichtsreicher Position. Damer setzte den Ball aber in die Mauer. Fast im Gegenzug legte sich unser Mann mit dem feinen Fuß, Martin Kobylanski, den Ball zu einem Freistoß aus etwa 25m zurecht. Unsere Nummer 10 setzte den Ball mit schöner Flugkurve an die Latte, auch das war eine knappe Sache. Davon ließ sich der Deutsch-Pole beflügeln und Schlug in kurzer Zeit mehrere gefährliche Flanken in den Strafraum, die aber geklärt werden konnten.

Kurz vor der Meisterminute bedient Krauße Kobylanski, der Richtung Grundlinie geht und den Ball scharf in die Mitte bringt. Ähnliche Position wie beim 1:0, gleiches Ergebnis. Wieder bringt Gäste-Kapitän Fölster den Ball im eigenen Kasten unter. Vorbereiter Kobylanski und Co ließen sich vor Block 6 feiern. Nun hatten die Löwen Oberwasser, nur wenige Minuten nach dem erneuten Führungstreffer brachte Marx eine Flanke in den Strafraum und fand Consbruch, dessen Kopfball sichere Beute für Stirl war. Eine Viertelstunde vor dem Ende flankt Kobylanski einen Freistoß gefährlich vor das Tor der Gäste, wo Schultz im Fallen knapp am Tor vorbei köpft.

Nicht lange später musste Fejzic das erste mal so richtig eingreifen in der 2. Halbzeit. Froese hängte mit schnellen Schritten mehrere Blau-Gelbe ab und schloss aus etwa 12 Metern verdeckt ab. Fejzic tauchte ab und fischte die Pille aus der Ecke und verhinderte anschließend den Nachschuss. Etwa fünf Minuten später köpfte Linus Meyer ein gutes Stück über den Kasten von Fejzic. Fünf Minuten vor dem Abschluss dann auch mal Gefahr nach einer Ecke der Löwen: Kobylanski flankte, Strompf köpfte, verpasste aber den Torerfolg knapp. Kurz vor Ablauf der regulären Spielzeit hätte Goalgetter Lion Lauberbach alles klar machen können: Nach einem schönen Angriff setzte sich der gerade erst eingewechselte Luc Ihorst super über links durch und gab knapp vors Tor, wo Lauberbach aus wenigen Metern eigentlich nur noch einschieben musste, doch im allerletzen Moment noch so von Teichgräber gestört wird, dass er die Kugel vorbei setzt.

Nach Abpfiff lies sich die Mannschaft vor der Südkurve feiern

Das Spiel schien trotz leichtem Chancenwucher und vielen Blau-Gelben Spielanteilen eigentlich gelaufen, doch erneut schlug Havelse mit der letzten Aktion in der regulären Spielzeit zu. Linus Meyer wurde im Halbfeld überhaupt nicht angegriffen und schlägt eine lange Flanke in den Strafraum. Dort hält der kurz zuvor eingewechselte Ilir Qela den Kopf hin. Der Ball fliegt im hohen Bogen aufs Tor und landet genau im Winkel, keine Chance für Jasmin Fejzic. Havelse feierte den späten Ausgleich wie den Sprung auf die Nicht-Abstiegsplätze.

Wer jetzt glaubte, die Blau-Gelben gaben die Partie verloren, weiß nicht, dass echte Löwen niemals aufgeben. Und wer Löwen provoziert, muss mit den Konsequenzen leben. Mit aller Macht drückten die Braunschweiger auf den erneuten Führungstreffer und standen mit vielen Leuten auf der Abseitslinie. Dann erkämpfte die Abwehr sich mit mehreren Leuten den Ball und der Konter mit gefühlt der vollen Kapelle rauschte in Richtung Südkurve. Lauberbach trieb die Kugel mit langen Schritten aufs Tor, links lief Strompf mit genauso langen Schritten mit und bekam den Ball klasse rüber gelegt. Mit viel Wut im Bauch schoss der eigentliche Innenverteidiger ab, Stirl konnte den Ball nur unzureichend abwehren, sodass der ebenfalls mitgelaufene Marx den Ball aus der Luft direkt nahm und zur erneuten Führung traf. Das Stadion explodierte trotz heute eher mauer Stimmung. Ich sprang jubelnd auf den Zaun und bekam eine ordentliche Bierdusche. Doch damit war nicht Schluss: Mit der letzten Aktion des Spiels wurde Lauberbach wunderbar geschickt und hatte nur noch den gegnerischen Torwart vor sich und tanzte diesen aus. Nur noch das leere Tor vor sich, legte er sich den Ball ein paar Zentimeter zu weit vor und grätschte den Ball an den Pfosten.

Dann war Schluss, was für ein Finish! Keine klasse Leistung, aber aufgrund der Spielanteile und mehrere liegengelassener Chancen durchaus in Ordnung geht. Havelse nutzte zwei Unaufmerksamkeiten in der Braunschweiger Hintermannschaft aus und setzte einige Nadelstiche. Durch den hohen Sieg von Kaiserslautern verlieren wir trotzdem etwas Boden auf den Tabellenzweiten, unser Torverhältnis ist nun um sieben Tore schlechter. Da 1860 und Saarbrücken gegeneinander Remis spielten, haben wir den Vorsprung auf unsere Verfolger ausgebaut.

Schluss, aus, vorbei, die Eintracht gewinnt 3:2

Am kommenden Samstag muss gegen den SV Wehen Wiesbaden der nächste Sieg her. Für die kommenden Heimpartien dann hoffentlich mit vernünftiger Stimmung. Ich bitte hier jeden Fan, alles zu geben, genauso wie wir es von den Spielern auf dem Platz erwarten. Wir stehen auf Platz drei und haben den direkten Aufstieg in realistischer Reichweite. Lasst uns den Tempel in den restlichen Begegnungen zum Beben bringen!

Bis Dahin

Euer Kivi

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