Vier Formate für Eintracht – eine Adresse für Fans.

Blau-Gelbes Herzblut im Exil

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Zum Start einer neuen Serie aus Vorstellungen von Eintracht-Fans beginnen wir mit Jussi, einem weit entfernt wohnenden Exil-Löwen, der neben dem Podcast “Eintracht Lebenslang” mit Tobi, Martin und mir auch einen eigenen Blog betreibt.

Erste Frage: Was sagt die Eintracht-App wie weit du vom Eintracht-Stadion entfernt bist?

1.260 km sind es aktuell. Es sind ein paar mehr geworden nach dem Umzug im Sommer.

1.260km entfernt und trotzdem 100% Blau-Gelb

Seit wann bist du Fan unserer Braunschweiger Eintracht?

Seit dem Frühjahr 2002. Feier also mein 20-jähriges Jubiläum.

Wie und durch wen hast du zur Eintracht gefunden?

Ich bin gebürtiger Braunschweiger und hatte dadurch immer eine Beziehung zu meiner Heimatstadt. Ich war 5 Jahre alt, als wir nach Finnland umgezogen sind. Mein Vater sprach immer ab und zu über die Eintracht. Als dann das Internet es möglich gemacht hat die Spiele auch ein wenig zu verfolgen, ist eine Flamme in mir gezündet, die bisher noch nie ausgegangen ist.

Wie viele Auf- und Abstiege hast du somit bisher miterlebt?

In 20 Jahren kommen einige zusammen. Für mich waren drei Klassenerhalte aber ganz was besonders. Der 2006, den ich live im Stadion erleben konnte. 2008 und 2019.

Was war dein erstes Spiel im Stadion, welches dein letztes?

Das 1:0 am 28.8.2003 gegen Rot-Weiß Essen. Etwas später dann noch das 4:1 gg. Kaiserslautern miterlebt. Das erste Spiel von Torsten Lieberknecht. Diese Reise hat mich dann endgültig gepackt. Mein letztes war das letzte Spiel im Jahre 2019 gegen den 1. FC Magdeburg.

Wer ist dein absoluter Lieblingsspieler?

Ich kann ehrlich gesagt keinen einzigen wahren Lieblingsspieler nennen. Keiner ist grösser als der Verein.

Was war dein schönster blau-gelber Moment?

Ich denke der Aufstieg 2013. War noch nie so stolz. Schade, dass ich damals nie die Eintracht live in der Bundesliga miterleben konnte. Es hat einfach sich nie ergeben.

Was war dein traurigster/schlimmster blau-gelber Moment?

Als ich erfahren habe, dass man im Sommer eine große Möglichkeit zur Modernisierung im Scoutingbereich verpasst hat, und zwar bewusst.

Wie verfolgst du im Normalfall die Spiele unserer Eintracht?

Über einer Live-Übertragung zu Hause – soweit man das Spiel auch im Internet empfangen kann, da gibt es oft Hindernisse.

Was gefällt dir am Fußball?

Daten und Wunder

Was stört dich am Fußball?

Die immer grösser werdende Schere zwischen Arm und Reich. Sowas wie 1967 wird sich wohl nie mehr wiederholen, wenn der Fußball nicht radikal verändert wird.

Jussi und ich beim Auswärtsspiel in Magdeburg

Was ist dein Lieblingsgericht im Stadion?

Puuh. Da ich seit der Pandemie nicht mehr da war, weiß ich es nicht. Aber ich freue mich auf ein Wolters und Currywurst.

Was war bisher deine beste/liebste Auswärtsfahrt?

So viele sind es bisher nicht, aber das 4:0 in Bochum war irgendwie kurios 2006, weil die Stimmung trotz der Niederlage so gut war.

Bei welchem Gegner freust du dich am meisten auf die Spiele?

Hannoi. Wäre schön mal das Derby live im Stadion zu erleben.

Du wohnst ziemlich weit weg, was fehlt durch die Entfernung am Meisten?

Die regelmäßigen Stadionbesuche und die Leute.

Du betreibst mit anderen Blau-Gelben den Blog blaugelbedatenwelt.com, beschreib doch mal, was ihr da macht.

Und viel mehr auf z. B Social Media. Wir sind quasi so was wie ein Service für Fans, die einfach mehr wissen wollen als das was in der Zeitung oder auf Facebook geschrieben wird. Wir schreiben datenbasierte Analysen über die Eintracht, sind aber auch Influencer, denn wir wollen auf Themen hinweisen, wie datenbasiertes Scouting, in denen sich der Verein noch modernisieren muss.

In anderen Sportarten und anderen Bereichen des Lebens spielen Daten und statistische Auswertungen eine deutlich größere Rolle. Was glaubst du, warum das im Fußball anders ist?

Die korrekte Frage wäre, warum ist es in Deutschland so. In Finnland zum Beispiel werden Daten schon mit kleinen finanziellen Mitteln in unteren Klassen verwendet. In Deutschland hat man noch mit Libero gespielt, als die Welt auf eine Viererkette umgestellt hat. Ich denke in Deutschland haben alte weiße Männer zu viel Einfluss auf den Sport und meinen alles zu wissen. Auch Ex-Profis sind ein Problem, denn sie sind Teil des Establishments. Außerdem spielt die 50+1 Regel hier gegen uns, denn es kann nicht mal ein Investor kommen und alles auf einem Schlag modernisieren. Auch wenn ich die 50+1 Regel gut finde, in diesem Bereich verhindert es so ein bisschen die Entwicklung. Deswegen sehe unsere Arbeit mit BGD als so wichtig an, denn die Mitglieder haben das letzte Sagen.

Du bist großer Fan vom datenbasierten Scouting, es wurden dadurch auch bereits nachgewiesene Erfolge erzielt. Ist das nur für die großen Vereine was oder kann auch ein kleiner und klammer Verein wie Eintracht Braunschweig davon profitieren?

Nein, gerade weil wir nur beschränkte finanzielle Mittel haben, würde das uns Vorteile erschaffen. Aber auch nur noch eine weile lang, denn Vereine wie Darmstadt, Bochum oder Stuttgart arbeiten schon so. Denke lange darf man nicht mehr warten. Mit 5.000€ kannst du schon einiges anfangen. Gerade weil wir auch keine Scoutingabteilung haben, wäre dieses so wichtig.

Viele Leute befürchten, dass ein noch gläserner Fußball an Emotionalität verliert. Wie siehst du das?

Das ist Quatsch. Ich denke durch Daten können wir auch Emotionen wieder zurückgewinnen. Das sieht man zum Beispiel in der F1, das langweilig ohne Daten wäre. Ich bin immer noch sehr emotional, aber bin auch erleichtert, dass Daten mir helfen meine Gefühle so ein bisschen zu verarbeiten. So kann ich zum Beispiel nach dem Zwickau-Spiel sagen, dass war wirklich ein gutes Spiel von uns, obwohl wir verloren haben. Warum? Die Daten sagen mir, dass wir nur durch Zufall verloren haben. Wenn jemand die Emotionalität raubt, dann sind es die superreichen Vereine und VAR.

2019 waren wir gemeinsam auf dem Braunschweiger Weihnachtsmarkt und du kennst die Stadt aus weiteren Besuchen. Was gefällt dir besonders an Braunschweig?

Das Gefühl zu Hause zu sein. Das kann man nicht in Worten fassen.

Was ist dein Traum mit Eintracht? Ein Europapokal-Spiel in Finnland?

Ein Trainingslager im Sommer unter der Mitternachtssonne. Wenn nicht das, dann wäre ein Aufstieg in die erste Liga und Derbysieg mit mir im Stadion auch schön.

Was sind deine blau-gelben Wünsche für die Zukunft?

Möglichst schnell anfangen modern zu arbeiten und langsam eine eigene Scouting- und Analyseabteilung aufbauen. Da ist mir die Liga egal, das können auch erstmal Amateure sein.

Möchtest du sonst noch etwas loswerden?

Ich hoffe man sieht sich bald im Stadion.

Abschlussfrage: Wann sehen wir den ersten finnischen Eintracht-Fanclub?

Wenn genug Eintracht-Fans in Finnland sich bei mir melden! Ich bin bereit.

Vielen Dank für deine Zeit, Jussi!

Bis dahin

Euer Kivi

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