Vier Formate für Eintracht – eine Adresse für Fans.

Blau-Gelb im Bundestag

9 min read

In dieser Woche gibt es kein Gegnergespräch, dafür endlich die Rückkehr der Steckbrief-Reihe mit einer sehr interessanten Löwin! Anikó Merten sitzt für die FDP als Abgeordnete im Bundestag und ist darüber hinaus Ratsherrin der Stadt Braunschweig. Das Gespräch haben wir bereits vor der Saison geführt

Hallo Anikó, schön, dass du Zeit für uns gefunden hast! Erste Frage: Was sagt die Eintracht-App wie weit du vom Eintracht-Stadion entfernt bist?

In Braunschweig sagt sie: 2 km.

Wenn ich in Berlin bin, sagt sie 195+1 km.

Die zwei Kilometer Entfernung sind mir aber eindeutig lieber.

Seit wann bist du Fan unserer Braunschweiger Eintracht?

Ich bin 2007 nach Braunschweig gezogen. Diese Stadt ist meine neue Heimat geworden und aus meiner Sicht lebt keine andere Stadt die Tradition, die mit dem Fußball einher geht so sehr, wie unsere Löwenstadt. Da ich diese Verbundenheit sehr schnell gespürt habe, war mir auch sehr schnell klar, dass ich ein Teil davon sein wollte. Einen genauen Zeitpunkt ab dem ich „Fan“ wurde, habe ich aber nicht.

Wie und durch wen hast du zur Eintracht gefunden?

Zur Eintracht habe ich durch meine Liebe zur Löwenstadt und meiner Leidenschaft für Fußball gefunden. Und damit geht diese Frage auch gleich für mich in die nächste Frage über…

Was bedeutet Eintracht Braunschweig für dich?

Eintracht bedeutet für mich: Liebe – Verbundenheit – Tradition. Überall ist das spürbar und erlebbar. Diese Stadt lebt ihre Eintracht und die Eintracht lebt durch die Stadt und die Region zwischen Harz und Heideland… und sogar weit darüber hinaus. Es gibt nichts Schöneres als einen Heimspieltag. Wenn sich die ganze Stadt blau-gelb einfärbt und schon von Weitem Fangesänge zu hören sind.

Wie viele Auf- und Abstiege hast du bisher miterlebt?

Zum Glück wieder einen Aufstieg mehr. Allerdings habe ich durch mein neues Bundestagsmandat leider nicht so viele Spiele miterleben können in dieser Saison. Aber wenn es zeitlich passte, konnte mich nichts davon abhalten, auf meinen Dauerkartenplatz zu gehen und das Spiel im Tempel zu erleben.

Was war dein erstes Spiel im Stadion, welches dein letztes?

Das letzte Spiel, welches ich im Stadion erleben konnte, war das Spiel gegen Magdeburg am 29.4.2022. Was für eine Kulisse… Endlich wieder ausverkauftes Haus. (Anmerkung von Kivi: Das Gespräch fand vor Saisonauftakt statt)

Das erste Spiel war gegen RB Leipzig am 23.2.2015. Es war ziemlich kalt an diesem Abend. Flutlicht. Wir spielten 1:1. Das Tor für uns erzielte Emil Berggreen. Und was mich besonders freute: Die rote Karte für Poulsen in der 87. Die hatte er sich mehr als verdient.

Wie verfolgst du im Normalfall die Spiele unserer Eintracht?

Ich versuche die Heimspiele im Tempel zu erleben. Allerdings gelingt das nicht mehr so oft. Dann bleibt der Stream oder der Live-Ticker.

Wer ist dein absoluter Lieblingsspieler?

Da kann ich mich schlecht entscheiden. Einzelne Spieler hervorzuheben, ist bei einem Mannschaftssport schwierig, denn gerade bei unserer Eintracht zeigt sich ja doch oft, was geht, wenn die Mannschaft zusammen stark ist. Wenn ich mich allerdings entscheiden muss, dann ist es Niko Kijewski.

Was war dein schönster blau-gelber Moment?

Die Aufstiegsfeier 2013 vor dem Braunschweiger Schloss.

Was war dein traurigster/schlimmster blau-gelber Moment?

Der Aufstieg 2020. Eigentlich ein Moment der Freude. Den ich allerdings, wie viele andere sicherlich auch, durch die Pandemie daheim vor dem Laptop erlebte. Ein Jubelmoment getrübt durch die Tatsache, dass ein gemeinsames Feiern durch das Distanzgebot nicht möglich war.

Was ist dein liebster Fangesang?

„Zwischen Harz und Heideland“ … was sonst!

Was gefällt dir am Fußball?

Fußball bringt Menschen zusammen. Die Stadion sind Orte an denen es egal ist, wer du bist und woher du kommst. Ich sitze/stehe zwischen „meinen“ Leuten in „meinem“ Block 16.

Was stört dich am Fußball?

Manchmal stört mich das, was den Fußball andererseits auch wieder so liebenswert macht: Die Emotionalität und der hohe Puls, den man als Betrachterin bei so manchen Situationen bekommt.

Was gefällt dir an der Stadt Braunschweig besonders, hast du einen Lieblingsort? Eintracht-Stadion zählt nicht!

Mit gefällt der Lebensstil und die Braunschweiger Gemütlichkeit am meisten. Meine Lieblingsorte sind die Plätze, die wir haben. Bei Sonnenschein und einem guten Kaffee. Was ich außerdem liebe: den einen oder anderen Spielplatz mit einer Schaukel. Da kann ich dann nicht widerstehen.

Was ist dein Lieblingsgericht im Stadion?

Ich nehme ein Hähnchenschnitzelbrötchen und ein Radler.

Was war bisher deine beste/liebste Auswärtsfahrt?

Ehrlich?! War ich bisher noch nicht. Ich wollte und dann kam die Pandemie. Jetzt könnte ich wieder und habe keine Zeit. Wenn es aber soweit sein sollte und alles passt, dann freue ich mich sehr darauf, auch endlich mal auswärts mit dabei zu sein.

Bei welchem Gegner freust du dich am meisten auf die Spiele?

So pauschal, wie es auch immer klingen mag, ich freue mich auf alle Spiele. Gegner sind mir egal. Wichtig ist, was wir auf dem Platz abliefern.

Wenn du zwei vergangene Eintracht-Spiele miterleben könntest, welche beiden würdest du wählen?

Das allererste Bundesliga-Spiel und das Spiel vom 26.4.2013 gegen Ingolstadt. Das muss der Hammer gewesen sein. Selbst heute kribbelt es noch, wenn ich die Wiederholung des Tor durch Vrančić sehe.

Wie die anderen bisher befragten Eintracht-Fans bist auch du wirklich besonders. Als Abgeordnete der FDP sitzt du im Deutschen Bundestag. Wieso hast du dich für eine aktive politische Karriere entschieden und was bedeutet es für dich, Mitglied des Deutschen Bundestages zu sein? Wie sieht dein neuer Alltag dadurch aus?

Das wäre mal was für eine Podcast-Folge. Die Zeilen reichen gar nicht aus, um das alles zu beantworten. Aber ganz kurz:

Politik wird von Menschen für Menschen gemacht. Ich wollte mich einbringen und aktiv gestalten. Es bringt nichts immer nur zu meckern, sondern anpacken ist das Richtige. Da ich selbst aus der Kreativszene komme, die ein Bereich ist, der in der Pandemie ganz besonders gelitten hat und noch weiterhin leidet, wollte ich dieser Szene eine Stimme geben. Mein Alltag ist divers und voller Termine. Geprägt von dem, was jahrelang nicht angepackt wurde und gezeichnet von den Ereignissen, die uns alle seit dem 24.2.2022 in Atem halten.

Ein Mitglied im Deutschen Bundestag zu sein, ist eine herausragende und herausfordernde Aufgabe. Ich bin mir sehr bewusst, wie groß diese Aufgabe ist und mit welchen Herausforderungen sie verbunden ist. Auch für meine Familie und Freunde hat sich seit meinem Einzug in den Bundestag vieles verändert. Was mich aber freut, ist die Tatsache, dass viele aus meinem Bekanntenkreis es sehr positiv sehen, dass ich nun Abgeordnete bin und auch selbst sich sehr viel stärker für die Politik interessieren.

Darüber hinaus bist du auch Ratsherrin der Stadt Braunschweig. Auch hier wieder die Frage: Was bedeutet das für dich und was heißt das für deinen Alltag?

Es freut mich sehr, dass ich sowohl auf der bundes- als auch auf der kommunalen Ebene gestalten kann. Mich für meine Stadt zu engagieren, ist dabei mein Antrieb. Egal, ob in Berlin oder in Braunschweig. Ich nehme beide Aufgaben sehr ernst. Durch hybride Sitzungen lassen sich auch beide Mandate gut miteinander vereinen. Leider haben wir als Freie Demokraten im Rat der Stadt in den Ausschüssen nur ein Grundmandat, was dazu führt, dass wir selbst nicht mit abstimmen können, wenn Anträge beraten und abgestimmt werden. Das hält uns aber nicht davon ab Anträge zu stellen. Bisher haben wir schon einiges erreicht, wie z.B. die Verlängerung der Öffnungszeiten der Stadtbibliothek und die Verteilung von kostenlosen Hygieneartikeln an drei Braunschweiger Schulen. Menschen das Leben leichter machen. Das ist etwas, das wir als Ratsfraktion erreichen wollen und oft bekommen wir die anderen Fraktionen davon überzeugt, sich uns anzuschließen und Dinge umzusetzen.

Hast du noch Ziele für deine politische Laufbahn, die du mit uns teilen möchtest?

Mein erstes und wichtigstes Ziel ist es, etwas für meine Löwenstadt und meine Region zu bewegen. Um noch besser zu wissen, was die Menschen meiner Region bewegt und woran man arbeiten müsste, um Fortschritt zu erreichen, versuche ich genau hinzuhören, biete Gespräch und Termine an, gehe zu Verbänden oder besuche Vereine. Regelmäßig biete ich auch Formate auf meinen SocialMedia-Kanälen an, um mit Menschen ins Gespräch zu kommen. Es würde mich sehr freuen, wenn diese Gespräche noch mehr werden und sich Menschen auch trauen, ein Gespräch mit mir zu suchen.

Wie ist es, eine eigene Wikipedia-Seite zu haben und zu wissen, dass viele persönliche Infos für jeden einfach zugänglich sind?

Dass persönliche Informationen öffentlich geworden sind, ist nicht erst seit dem Eintrag bei Wikipedia der Fall. Schon während des Wahlkampfes wurde viel berichtet und ich habe viel über mich und meinen Werdegang erzählt, der vielleicht auch nicht der „typische“ Politikerinnen-Werdegang ist.

Was mich in Bezug auf diesen Artikel aber zum Schmunzeln brachte, ist die Tatsache, dass dort zu Beginn zu lesen war, dass ich Fan von „Eintracht Frankfurt“ sei. Was zeigt, dass diese Artikel auch eindeutig in ihren Inhalten hinterfragt werden müssen, denn mein Herz schlägt blau-gelb und gehört der Eintracht aus Braunschweig. Eine andere zählt nicht. Aber Spaß beiseite. Dieser Punkt ist einer, der natürlich auch für mein privates Umfeld betrifft und das auch von Familie und Freunden mit getragen werden muss. Es gibt eine öffentliche Anikó und es gibt eine Private und es ist gut, dass es beides gibt.

Wer dich in den sozialen Medien verfolgt, stößt schnell auf „immerweiterfunkeln“. Was bedeutet dieser Slogan für dich?

Diesen Slogan oder auch Mantra habe ich mir selbst gegeben. Das war zu einer Zeit, die die bisher schwierigste in meinem Leben war. Im April 2019 verstarb mein Mann. Mitten aus dem Leben. Mitten aus unserem Leben, welches gerade erst so richtig durchstarten sollte. Es begann eine Zeit in der ich mich selbst finden musste. Hinaus aus dem Dunkel hinein zurück ins Leben. Ich musste herausfinden, wer ich bin und was ich möchte. Das Funkeln bedeutet, dass jede von uns in der Welt etwas bewirkt. Funken sprüht. Diese Funken können etwas auslösen und sind das, was von uns bleibt, wenn es sonst nichts mehr von uns gibt. Mein Mann Kai hat in seinem kurzen Leben sehr viele Funken gesprüht und viel ausgelöst. Er begleitet mich auf allen Wegen – auch in meinem neuen Leben und auch in meinem Leben als Abgeordnete.

2020 hast du mich und ein paar befreundete Blau-Gelbe durch den Lichterparcours an der Braunschweiger Oker geführt. In der Politik setzt du dich für eine lebendige Kunst- und Kulturszene ein. Wie ist dein Interesse zu diesem Bereich entstanden und warum ist dieser für dich besonders wichtig?

Die Kunst hat mich nach Braunschweig geführt. Ich habe an der Hochschule für Bildende Künste Kunstwissenschaft studiert und schon immer – solange ich denken kann – begleitet mich die Kunst und das Interesse an der Kreativität. Woher dieses Interesse wirklich kommt, ist das Rätsel meiner Familie. Wobei ich glaube, dass ich den Hang zum Kreativen von meinem Papa „geerbt“ habe, denn er war auch sehr kreativ in seiner Jugend. Ich erinnere mich an Bilder und Collagen, die er erschaffen hat.

Besonders wichtig ist mir, dass Kreativen Raum gegeben wird. Raum verstehe ich hier in vielerlei Hinsicht: weniger Bürokratie, mehr kreative Orte, Kunst ohne Zensur. Kunst und Kultur ist kein Sahnehäubchen, sondern essentiell für unsere Gesellschaft, denn sie ist gemeinschaftsbildend und identitätsstiftend. Wir dürfen nicht vergessen, dass auch die Freiheit der Kunst nicht selbstverständlich ist. Dafür setze ich mich ein.

Was sind deine Blau-Gelben Wünsche für die Zukunft?

Ich wünsche mir Stabilität und Zusammenhalt. Ich wünsche mir für unsere Eintracht, dass nach Zeiten des Auf und Ab eine Zeit der Kontinuität folgt. Und ich wünsche mir für unsere Eintracht, dass Wege gegangen werden, die in die Zukunft führen, sei es in der Kommunikation (insbesondere mit uns Fans) oder mit der Nutzung von Daten, die es ermöglichen das Beste aus dem Möglichen des Fußballs herauszuholen. Und damit sende ich Grüße an die blau-gelbe Datenwelt.

Möchtest du sonst noch etwas loswerden?

Denke ich an Eintracht Braunschweig denke ich an Freunde. Durch Eintracht Braunschweig habe ich viele liebe Menschen kennengelernt, die alle eines eint: das blau-gelbe Herz. #immerblaugelb

Vielen Dank für deine Zeit!

Bis Dahin

Euer Kivi

About Author

Kommentar verfassen

%d Bloggern gefällt das: