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Die ratlose Eintracht-Offensive

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Moin Löwen!

8:12 Tore und nur 3 Punkte aus den vergangenen 5 Spielen. Kein Wunder, dass insbesondere durch die frühen Gegentore und ständigen Personalwechsel sehr viel über die Eintracht-Defensive diskutiert wird. Etwas weniger im Fokus der Öffentlichkeit stand bisher die Eintracht-Offensive. Dabei könnte eine gute Offensivleistung auch die Abwehr entlasten, die unter Michael Schiele sehr intensiv arbeiten muss. 8 Tore sprechen eigentlich für eine solide Leistung, doch hinter der Zahl verbergen sich etliche Herausforderungen, die Schiele und sein Team lösen müssen.

Das Spiel gegen Fortuna Düsseldorf zeigte die Grenzen der Eintracht-Offensive. Unsere Löwen kamen kaum in gefährliche Räume rein. F95 machte das Zentrum dicht und lenkte die Blau-Gelben auf die ungefährlichen Außen. Laut Global Soccer Network hatten unsere Offensivspieler Wintzheimer, Lauberbach und Ujah die schlechteste Leistung gebracht. Immanuel Pherai, der nach seiner Verletzung mal wieder von Anfang an spielen konnte, hatte zwar einen (und den einzigen) Schlüsselpass in der Partie, aber sonst war er kaum eingebunden: nur 33 Ballaktionen in 63 Minuten, davon auch nur 15 erfolgreich. Lediglich 12 Pässe gespielt, 6 davon angekommen. Der Sturm war bestimmt nicht die ideale Position für ihn. 

Hinrunde vs. Rückrunde

Wenn wir uns gewisse Key Performance Indicators (Quelle: Wyscout) aus der Hinrunde und der bisherigen Rückrunde ansehen, dann fällt auf, dass Eintracht in den vergangenen 5 Spielen im Schnitt mehr geschossen hat, aber trotzdem weniger Bälle aufs Tor brachte. Das heißt mit anderen Worten, dass die Schüsse von einer schlechteren Qualität zeugen und sie eine eher geringe Torwahrscheinlichkeit aufweisen. Dazu kommt, dass die Schussdistanz im Vergleich gewachsen ist. Eintracht schießt viel aus der Ferne und aus ungünstigen Positionen. 

Die Schiele-Elf kommt mehr durch Flanken in den gegnerischen Strafraum als durch Läufe, wie es noch in der Hinrunde war. Die Ballberührungen im gegnerischen Strafraum sind weniger geworden. Die Eintracht hat im Schnitt einen Ballkontakt weniger pro Partie im gegnerischen Strafraum als noch in der Hinrunde. Zudem verlieren wir mehr Kopfballduelle, im Schnitt mehr als im letzten Jahr. Gewann man im Herbst immerhin 45% der Kopfbälle, sind es aktuell gerade noch 33%. 

In der Hinrunde waren Eintrachts schnelle Umschaltmomente eine Stärke. Was bei den Daten auffällt, ist, dass Eintracht immer mehr gezwungen war, sich auf „normalen“ Positionsangriffe zu verlassen – was teilweise dem Spielstand geschuldet war und weil der Gegner sich auf den Spielstil unserer Jungs einstellen konnte. So konnte die Eintracht nur einmal in 5 Rückrundenspielen einen Konter mit einem Abschluss enden lassen. Das direkte Spiel kommt nicht zur Entfaltung. Die Passdistanz ist im Schnitt gesunken, doch die Löwen haben nicht mehr Ballbesitz als zuvor: die Angriffe sind schlicht effizienzloser geworden in dem Sinne, dass der Gegner sich ihnen geordnet entgegenstellen kann. Umschaltfußball lebt aber von den Momenten, in denen die gegnerische Abwehr ungeordnet ist. Ein Indiz ist auch, dass die Vorwärtspässe im Vergleich um fast 5 pro Partie gesunken sind. Die Pässe im gegnerischen Drittel gingen um 4 pro Partie zurück. 

Und auch wenn die Defensive nicht im Fokus dieser Analyse steht: Bemerkenswert ist, so muss man sagen, dass Eintracht über 7 Bälle weniger pro Partie abfängt als noch in der Hinrunde. Diesen Wert sollte man allerdings mit den Spielverläufen in den Kontext setzen. 

Positive Ansätze gibt es aber auch: Unsere Blau-Gelben gewinnen mehr offensive Duelle als noch in der Hinrunde und führen diese auch aktiver. Außerdem werden mehr progressive Pässe gespielt.

Eintrachts Positionsspiel

Da Eintracht vermehrt gezwungen war, gegen eine geordnete Abwehr zu spielen, ist es enorm wichtig zu wissen, welche Räume / Zonen man in welcher Phase des (geordeneten) Angriffs besetzt. Gegen Fortuna fiel mir in der Videoanalyse auf, dass A) F95 es geschafft hat, während der Braunschweiger Angriffe in Ballnähe in Überzahl zu bleiben und B) immer wieder die gefährlichen Räume in der Mitte vor dem Strafraum freigehalten hat. Dazu war C) mein Eindruck, dass Eintracht diese Räume im Angriff nicht besetzen wollte oder konnte. 

Eintracht hatte laut Whoscored 512 Ballkontakte in der Partie. Die Heatmap bestätigt meinen Eindruck aus der Videoanalyse, dass mehr über den rechten Flügel lief und der Bereich zentral vor dem gegnerischen Strafraum kaum berührt wurde. Das zeigt auch die Angriffsstatistik von Wyscout: Die rechte Seite hatte die besseren Werte und mehr Qualität als das Zentrum und die linke Seite zusammen. (Siehe Bildergalerie oben.)

Was kann man tun?

Trainer Michael Schiele sagte in der Braunschweiger Zeitung nach der Partie in Düsseldorf: „Ich muss mir nun überlegen, wer der Stabilste für jede Position ist. Vielleicht machen wir auch einen Systemwechsel.” Es ist für mich jedenfalls klar, dass ein 5-3-2 als Formation für Positionsangriffe nicht das bestmögliche ist. Ich denke zu diesem Zeitpunkt, dass wir entweder mit einer Viererkette spielen oder weiter an der 5-er-Kette festhalten sollten, sofern wir die restlichen fünf Positionen anders aufstellen und eine andere taktische Herangehensweise wählen. Weil: A) der Gegner sich auf uns eingestellt hat und B) wir nicht mehr so oft zu den nötigen Umschaltsituationen kommen

Der Videoanalyse zeigt, dass wir einen Spieler bräuchten, der die Zehnerposition zwischen den Ketten aktiv besetzt, damit wir dort nicht komplett den Raum aufgeben. Hier liegt es nahe Pherai, der gegen Fortuna als zweiter Stürmer agierte, etwas mehr zurückzuziehen. Die Frage ist sowieso, warum wir zwei Stürmer in der Mitte benötigen, wenn wir ohnehin kaum noch Kontergefahr ausstrahlen? Ein 3-4-3 wäre hier eventuell eine Möglichkeit, wie zuletzt angesprochen.

Wichtig ist es im Hinterkopf zu behalten, dass das Besetzen gewisser Räume nicht eine Frage des Systems ist, sondern WIE man diese Räume besetzt. Dennoch könnte ein Systemwechsel hier helfen, die Räume leichter in Angriff zu nehmen. Der nächste Gegner, Arminia Bielefeld, spielt mit dem gleichen Grundsystem wie die Eintracht: 3-3-2-2. Das könnte helfen, die Mannschaft so aufzustellen, dass sie der Arminia am besten entgegentreten kann. 

Fazit

Eintrachts Abwehr hat nicht die beste Performance gezeigt. Doch eine unbefriedigende Leistung lieferte auch die Offensive ab. Unsere Mannschaft kommt nicht mehr so gut ins Kontern und zu ihren Stärken aus der Hinrunde. Die Frage ist, ob man die Eintracht jetzt in der Offensive neu justieren sollte, trotz der Gefahr hinten anfällig zu sein? Eine Systemänderung bahnt sich an – und das zu Recht!

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