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Eintracht-DNA-Analyse: Eine Leistungssteigerung ist notwendig!

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Frohes Neues Jahr!

Es ist Zeit für eine weitere Eintracht-DNA-Analyse. Als kurze Erinnerung: Es handelt sich dabei um ein Werkzeug, um die Spielweise und Ausrichtung unserer Eintracht einzuordnen. Im Kern besteht die DNA aus den vier leistungsbezogenen Elementen Teamarbeit, Kampf, Raubtierverhalten und Zauber. Daneben gibt es mit den Löwen-Eigenschaften noch ein fünftes Element, das nicht zum Teil der Leistungsanalyse gehört. Hier könnt ihr die letzte Analyse nochmal nachlesen (nach 9.Spieltagen).

Da die verfügbaren Daten sich sehr auf die Kategorien Arbeit und Raubtier konzentrieren, handelt meine Analyse in diesem Fall hauptsächlich von diesen Teilen der DNA. Das hat damit zu tun, dass ich meine Informationen von Global Soccer Network bekommen habe und ich diese Daten nicht mit Daten aus anderen Quellen mischen möchte.

Nun aber rein in die eigentliche Analyse.

Angsthasen auf dem Rasen?

Bis zum Rückrundenstart hat die sportliche Führung der Braunschweiger Eintracht noch einiges zu tun. In den letzten Spielen vor der Winterpause war deutlich zu sehen, dass die Tendenz etwas abschüssig war. Die vielen Verletzungen haben die Löwen spielerisch zurückgeworfen. Eintrachts Spiel ähnelte mehr Angsthasenfussball als Raubtieren auf der Jagd. Da kam die Winterpause genau richtig.

Was mich besonders beunruhigt ist, dass die DNA-Daten im Durchschnitt deutlich gesunken sind. Das heißt, dass die Leistungen im Vergleich zur letzten DNA-Analyse vor drei Monaten schlechter waren (nach dem 9. Spieltag). Der Saisondurchschnitt ist in vielen Kategorien deutlich abgesackt. In vielen Kategorien ist Eintracht jetzt Ligaschlusslicht und die Leistung einiger Spieler leider überschätzt. Dabei sind verbesserungswürdige Ansatzpunkte klar zu erkennen.

Leistungsträger wie Anthony Ujah, Immanuel Pherai oder Brian Behrendt waren bisher nicht zu ersetzen. Jetzt kommt noch die Verletzung von Filip Benkovic dazu. Auch Luc Ihorst und Nathan de Medina haben zuletzt oft gefehlt und die Bank der Eintracht war dünn besetzt. Mit Linus Gechter hat man einen Verteidiger für die Abwehr gewonnen und ein weiterer Leihspieler ist geplant. Doch die Daten werden zeigen, dass unsere Probleme nicht nur in der Verteidigung liegen. Verstärkungen sind eigentlich auch im Angriff und in Sachen spielerischer Qualität gefragt. Oder zumindest eine Leistungssteigerung ist gefordert. Besonders die Abstinenz von Pherai machte sich bemerkbar. Auch die zuletzt gewählte Strategie von Michael Schiele, gezielt fast nur auf das direkte Spiel zu setzen, sollte man hinterfragen.

Risiko vor Ballbesitz

Eintracht war schon zum Zeitpunkt der letzten Analyse eine eindeutige Kontermannschaft. Jetzt hat sich die Entwicklung noch verstärkt. Der BTSV spielt die meisten direkten Bälle in der Liga nach dem Motto: „Lang und weit bringt Sicherheit.“ Man lässt den Ball nicht besonders schnell oder oft in den eigenen Reihen laufen. Der Spielaufbau läuft eher über den langen Ball, gefolgt von einem schnellen Abschluss in der gegnerischen Hälfte (10,82; 3.Platz). Dafür haben wir die meisten Konterangriffe, die kürzeste Dauer pro Ballbesitz und am wenigsten Ballbesitz pro 90 Minuten (nur 19:59 Minuten).

Ein langer Ball als Stilmittel. Beispiel Danilo Wiebe: Links im Bild mit Gegnerdruck wird der lange Ball gewählt. Doch auch ohne Gegnerdruck (rechts im Bild) spielt man die lange Variante (Screenshots: Wyscout).

Dass lange Bälle ein Stilmittel sind und nicht nur dem Gegner geschuldet sind, beweist diese Statistik: Beim geordneten Spielaufbau ohne gegnerisches Pressing belegt Eintracht in der Liga den letzten Platz. Das heißt umgekehrt, dass man auf den langen Hafer setzt, selbst wenn der Gegner keinen Druck ausübt. Allerdings hat dieses risikoreiche Spiel den umgekehrten Effekt beim Gegner. Niemand wird höher gepresst als die Blau-Gelben, was eine deutliche Veränderung gegenüber der vergangenen Messung ist. Es scheint so, dass Eintracht bewusst auf risikoreiche und direkte Spielzüge setzt, aber der Gegner genau dieses auch zulässt oder sogar erzwingen möchte.

Besonders tückisch wird es, wenn man beobachtet, was Eintracht mit dem Ball macht. Die Löwen spielen immer sehr risikoreich, denn sie haben relativ häufig eine Ballbesitzphase (10.). Doch oft geht der Ball schnell wieder verloren. Nur 16,5% der Konterangriffe enden mit einem Torabschluss. In der letzten Analyse waren es noch fast 19%. Die Platzierung sinkt von Platz 4 auf 12. Da es sich hier um einen Saison-Durchschnitt handelt, heißt es, dass der eigentliche Wert in den letzten Spielen noch niedriger war.

Zu oft endeten die Konter der Eintracht so wie hier gegen Hansa Rostock: Mit einem Ballverlust (Screenshot: Wyscout).

Bei den Positionsangriffen sieht es leicht besser aus. Doch auch hier sinkt der Durchschnitt. Das Hauptproblem sind die fehlenden Angriffe. Mit 52,47 hat der BTSV die zweitwenigsten Positionsangriffe in der Liga. Da hilft auch die bessere Effizienz nicht immer. Dennoch kommt die Eintracht immerhin auf 5,41 Angriffe mit Torabschluss (13). Das Problem: Bei unserer letzten Messung lagen Schieles Jungs hier noch auf Platz 4 mit 7,11 Positionsangriffen. Der Wert lag also in den letzten Spielen deutlich unter den besagten 5 Angriffen mit Torabschluss.

Klar ist auch zu erkennen, dass die Direktheit beim Spiel im letzten Drittel zugenommen hat. Immer häufiger setzt die Eintracht hier auf Flanken statt es mit anderen Passvarianten zu versuchen. Meistens wird durch die Mitte oder von der rechten Seite angegriffen. Am seltensten in der Liga wird die linke Seite benutzt. Anton Donkor (Performance-Score: Rang 16 in der Liga) und co. könnten also die linke Seite also noch stärker beackern. Die Effizienz insgesamt ist bei allen Angriffsrichtungen stark gesunken und man kam immer seltener zum Torabschluss. Auch die Intensität der Läufe hat stark nachgelassen, wobei die Sprints und gelaufenen Kilometer ebenfalls immer weniger wurden.

Eintrachts durchschnittlicher Wert bei den erwarteten Toren ist leider ebenfalls gesunken. Dies zeigt, dass man besonders vor dem Tor in den letzten Spielen Probleme hatte und nicht zum Abschluss aus guten Positionen gekommen ist. Bei den Angriffstandards konnte das Team sein Niveau fast halten: nur ein leichter Abwärtstrend ist zu erkennen: Mehr Standards führen etwas seltener zum Torabschluss. Hier belegt man in der Liga aber immerhin noch den Platz 5.

Arbeit gegen den Ball

Im Pressing gegen den Ball hat die Eintracht besonders stark nachgelassen. War man vor einigen Monaten noch am effizientesten, wenn es um das hohe Pressing ging, so sind diese Zeiten vorerst vorbei. Am besten funktioniert es noch im Mittelfeld, wo man mit 3,05 erfolgreichen Aktionen pro Partie auf Rang 12 rangiert. Am häufigsten presst die Eintracht tief, doch ist hier leider nicht besonders erfolgreich. Nur 2,77 erfolgreiche Aktionen aus 9,77 Aktionen pro Partie belegen Rang 17 bei der gemessenen Effizienz. Insgesamt belegt die Eintracht mit seinen erfolgreichen Teampressingaktionen Rang 17. Vorher war es noch Rang 11. Man hat hier also erneut eine wichtige Kategorie, in welcher der Saisondurchschnitt stark gelitten hat. In den letzten Partien war das Pressing also besonders erfolglos.

Was sich hingegen seit der letzten Messung leicht verbessert hat, sind die erwarteten Gegentore. Hier belegt man in der Liga jetzt immerhin Rang 15. Diesen Trend darf die Eintracht gern fortsetzen.

Fazit

Eintracht Braunschweig hat leider in den letzten Spielen stark abgebaut. Dabei scheint es nicht bei der Abwehrleistung an sich zu haken, sondern eher an der Arbeit gegen den Ball und vor allem mit dem Ball. Die Pläne, sich personell in der Abwehr zu verstärken, sind im Grunde bei den Ausfällen von Benkovic und Behrendt richtig. Doch auch in der Offensive bräuchte man zusätzliche Verstärkungen. Darüber hinaus sollte Schiele die grundtaktische Ausrichtung seiner Mannschaft nochmal hinterfragen. Es braucht vor allem mehr spielerische Lösungen und Kreativität, um öfter und gefährlicher vors gegnerische Tor zu kommen. Eine Leistungssteigerung ist besonders im offensiven Bereich notwendig, wenn die Eintracht den Klassenerhalt rein aus eigener Kraft schaffen möchte.

Alle Daten stammen von Global Soccer Network.

Was sind GSN-Daten?

„Die GSN-Datenbank greift in seinen Analysen mittlerweile auf ungefähr 35 Milliarden einzelne Datenpunkte zurück. Grob zusammengefasst gibt es dabei vier Bereiche:

*Persönliche Basisdaten: Daten wie Größe, Gewicht oder Alter der Spieler werden erfasst.

*Scoutingdaten: Ein weltweites Scoutingnetzwerk liefert Einschätzungen zu ca.130 fussballspezifischen Eigenschaften (technisch, taktisch, physisch, mental) von Spielern.

*Performance-Daten: Jede Aktion jedes Spielers während eines Spiels wird erfasst – u.a. Pässe, Torschüsse, Sprints oder auch Fouls.

*Advanced analytics: Damit sind Datenmodelle gemeint, die auch mit Hilfe von künstlicher Intelligenz berechnet werden. Diese Modelle sollen den „Performance-Daten“ Kontext verleihen. Ein Beispiel ist der sogenannte „Action score“, bei dem berechnet wird, wie positiv oder negativ jede Aktion eines einzelnen Spielers für das jeweilige Team ist.“

Quelle: NDR

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