Ein echter Lion
5 min readLion Lauberbach in der Analyse.
Moin Löwen!
Das Leben des Lion Lauberbachs sieht aktuell aus sportlicher Sicht mehr als nur in Ordnung aus. 8 Tore in der Hinrunde wären für fast jeden Stürmer eine gute Ausbeute. Somit macht der 23-Jährige Torjäger in Braunschweig nicht nur durch seine Größe oder seinen Namen auf sich aufmerksam. Lion profitierte bisher bestimmt ein wenig von den Ausfällen von Luc Ihorst und Benjamin Girth, doch auch so ist er wegen seinen aktuellen Leistungen kaum aus der Sturmspitze der Braunschweiger Eintracht wegzudenken.

Doch wie gut ist Lauberbach wirklich den Daten nach? Kann er seine Leistung auch aus dieser objektiven Betrachtung bestätigen und den hohen Erwartungen gerecht werden? Wir haben uns mit Global Soccer Network (nachfolgend nur als GSN bezeichnet) für euch schlau gemacht.
Lion und die Arbeit mit dem Ball
Laut GSN, der Ratingfirma aus Sandhausen, hat Lion aktuell den höchsten (!) Performance Score aller Stürmer der 3.Liga mit 49.33. Er beweist damit regelmäßig fast Zweitligaqualität und dass er zu den Topstürmern in der 3. Liga gehört. Lion blieb in der Hinrunde vor dem Tor eiskalt. Mit seiner Torchancenverwertung von 39.86% liegt er in der Liga auf Rang 5. Er erzielt 0.55 Tore pro 90 Minuten (Rang 8). Wie wir wissen: Insgesamt 8 Tore bisher. Rechnet man hier die Elfmeter bei anderen Spielern raus, liegt er beim Torschnitt sogar auf Rang 4.
Lion bringt eine aggressive Spielweise mit und hat als Einzelspieler so einiges vorzuweisen. Er hat eine sehr gute Dribblingquote, denn fast 61% seiner Dribblings sind erfolgreich (Rang 10). Doch auch als Teamplayer kann der gebürtige Erfurter sich auszeichnen. Er nimmt aktiv am Spielgeschehen – mit & ohne Ball – teil: Lion hat sogar die viertmeisten Aktionen als Stürmer in der Liga. Oft sieht man wie er kämpft und ackert im Löwenrudel. Doch auch vorbereiten kann er. Er spielt gute Flanken: ca. 46 % kommen an (Rang 2) und mit 0.21 erwarteten Assists hat er eine sehr hohe Wahrscheinlichkeit auch Tore vorzubereiten (Rang 5).
In seiner jetzigen Form ist Lion in der Braunschweiger Offensive mehr als Gold wert. Bei Toren und Vorlagen ist er mit 0.69 pro 90 Minuten in der Liga auf Rang 6. Braunschweig holt mit ihm im Schnitt 1.81 Punkte pro Partie. Das beweist auch die +/- Statistik: Eintracht schießt 0.83 Tore mehr, als sie zulassen, wenn Lauberbach auf dem Feld steht (Rang 8). Die erwarteten Tore +/- Statistik ist hier nicht so gut, aber trotzdem nicht zu vernachlässigen: +0.40 xG, Rang 13.
Wir sehen also, dass der 23-Jährige im Offensivbereich für das Team von Michael Schiele sehr wichtig, wenn nicht sogar essentiell, ist. Doch wie sieht es mit der Defensivarbeit aus?
Lion und die Arbeit gegen den Ball
Dass Lion gut kicken kann, wissen wir. Als Stürmertyp ist er in erster Linie ein Zielspieler. Er soll die Bälle vorne festmachen und verarbeiten. Doch immer mehr gehört auch die defensive Arbeit zu den Aufgaben eines Offensivmannes. Dazu zählt zum Beispiel seine Zweikampfstärke. Er führt 28.30 Zweikämpfe (Rang 7) pro Spiel, wovon im Schnitt 5.30 defensive Zweikämpfe sind (Rang 6) und 23 Offensivzweikämpfe (Rang 7). Wegen seiner Größe führt er oft auch Kopfballduelle: 11 pro 90 Minuten, Rang 9. Doch ich sehe, dass er hier noch aktiver und effizienter sein könnte.
Große Fehler leistet sich Lion in der defensiven Arbeit nicht. Sein defensiver xG -Wert liegt bei 0.01 pro 90 Minuten (Rang 4). Dieser Wert misst die Qualität der Torchancen, die ein Spieler mit seiner Defensivarbeit zulässt. Lauberbach verursacht nur ein Gegentor je 100. Spiel.
Im Kern ist Lauberbach eher für die Offensive der Eintracht wichtig als für die Defensive. Er könnte noch aktiver in der Defensive arbeiten, doch am Ende ist es wohl am wichtigsten, dass sein Spiel für die Eintracht keine defensive Schwächung ist. Eine Diskussion, wie sie zum Beispiel um Martin Kobylanski kursiert, ist bei Lauberbach nicht nötig.

@blaugelb_00
Lion der Overperformer
Insgesamt sehen wir, dass sich Lion in der Hinrunde in einer sehr starken Verfassung befand. Leider kommt man aber anhand der Datenlage nicht um das Wort “Overperformance” herum. Dies ist keinesfalls negativ gemeint, aber ein Indiz dafür, dass es nicht ewig so weitergehen wird. Das sieht man zum Beispiel anhand seiner Tordifferenz zu den erwarteten Toren: Mit einer Differenz von 0.22 pro 90 Minuten ist er hier der größte Overperformer in der Liga. Insgesamt braucht er nur 0.60 xG für ein Tor (Rang 2).
Die Prognose über eine Regression in die Mitte scheint bei Lauberbach der Fall zu sein (das heißt, dass sich seine Leistung wieder in Richtung Durschnitt bewegen dürfte). Mit einem erwarteten Tore-Wert von 0.33 pro 90 Minuten ist er nur durchschnittlich in der Liga. Bekommt seine jetzige Form Risse, sehen wir weniger Tore von ihm. Als Sportler muss man auch diese Phasen überstehen. Als Verantwortlicher muss man diese Abschnitte erkennen und entsprechend handeln.
Positiv gesehen: Er macht aktuell sehr viel aus wenig. Der Typ Spieler, den man nicht gerne im Gegnerteam sieht. Wir können für unsere Eintracht nur hoffen, dass er seine Form bis zum Saisonende halten kann. Für seine Zukunft heißt dieses aber auch im Klartext (bei ausschließlicher Betrachtung der Datenlage ohne Berücksichtigung der persönlichen Faktoren): Sollte bei einem möglichen Aufstieg ein entsprechendes Angebot anderer Vereine vorliegen, ist ein Wechsel in Betracht zu ziehen. Sein Entwicklungsstand liegt trotz seines jungen Alters schon bei ca. 93 % und er hat leider “nur”, in Normalform, das Potenzial ein Ergänzungsspieler oder besten Falles Kaderspieler in der 2. Liga zu werden.
Fazit
Das Schicksal droht sich hier, wie bei seinem Teamkollegen Kobylanski, zu wiederholen. Aktuell in Topform, kann er die Eintracht sogar zum Aufstieg schießen. Doch leider wird diese Form nicht ewig halten. Die Rückrunde könnte sich zudem als zu großer Brocken erweisen. Zum Glück haben wir im Frühjahr 2022 mehrere Stürmer im Kader zur Verfügung. Für die Zukunft von Lion wünsche ich mir, dass er sich trotz seiner Datenprognose noch weiterentwickeln kann und seine starken Leistungen bestätigt. Wir Fans sollten gut daran tun, die aktuelle Situation zu genießen und es so zu sehen, wie es ist: Ein echter Lion in Topform.
Was sind GSN-Daten?
“Die GSN-Datenbank greift in seinen Analysen mittlerweile auf ungefähr 35 Milliarden einzelne Datenpunkte zurück. Grob zusammengefasst gibt es dabei vier Bereiche:
*Persönliche Basisdaten: Daten wie Größe, Gewicht oder Alter der Spieler werden erfasst.
*Scoutingdaten: Ein weltweites Scoutingnetzwerk liefert Einschätzungen zu ca.130 fussballspezifischen Eigenschaften (technisch, taktisch, physisch, mental) von Spielern.
*Performance-Daten: Jede Aktion jedes Spielers während eines Spiels wird erfasst – u.a. Pässe, Torschüsse, Sprints oder auch Fouls.
*Advanced analytics: Damit sind Datenmodelle gemeint, die auch mit Hilfe von künstlicher Intelligenz berechnet werden. Diese Modelle sollen den “Performance-Daten” Kontext verleihen. Ein Beispiel ist der sogenannte “Action score”, bei dem berechnet wird, wie positiv oder negativ jede Aktion eines einzelnen Spielers für das jeweilige Team ist.”
Quelle: NDR