Von einer Baustelle zum Defensiv-Monster! Die Eintracht-Abwehr in der Analyse.
5 min readMoin Löwen,
in der Hinrunde war die Defensive der Löwen eher noch eine Lachnummer, als eine Garantie für Erfolg. Doch seit der Rückrunde, und besonders in den letzten vier Zu-Null-Spielen, scheint sich die Eintracht-Defensive gefunden zu haben. Und eigentlich sogar noch mehr: es ist der mögliche Schlüssel zum Klassenerhalt. Deswegen lohnt es sich auch, die Abwehr der Eintracht mal genauer zu betrachten. Ich bin mir aber bewusst, dass die Abwehrleistung bei Nick Proschwitz anfängt und bei Jasmin Fejzic endet. In diesem Beitrag konzentriere ich mich aber ausschließlich auf die Leistung der Viererkette, zusammen mit dem Torhüter.
Die Leistung in den letzten vier Spielen
Schauen wir uns erstmal die Leistung aus den letzten Spielen in der Analyse an. In der Viererkette haben wir Nico Klaß (LV), Oumar Diakhite (IV), Brian Behrendt (IV) und Danilo Wiebe (RV). Zusammen mit dem Torhüter Fejzic bilden sie unseren Abwehrbolzen. In der Leistungsanalyse der letzten vier Spiele merken wir, dass die Leistung schon Zweitligaformat hat. In der unteren Grafik von Global Soccer Network wird dargestellt, inwieweit die Spieler in den letzten vier Spielen besser oder schlechter waren, im Vergleich zu den Partien davor. Laut dem Performance-Index zeigt die Abwehr ein durchschnittliches Zweitligaformat zwischen 45 und 55. Umso näher es gegen 55 geht, wird es leicht überdurchschnittlich, was besonders die Leistung von Jasmin Fejzic momentan auszeichnet.

Durchschnittliches Zweitligaformat haut einen jetzt nicht direkt vom Hocker, aber es ist schon sehr gut, dass man sich hier in diesem Bereich im Mittelfeld der Liga bewegt, statt am unterem Ende. In vielen Bereichen ist Eintracht weiterhin ein Kellerkind, doch es ist die Leistung die in nächsten Spielen zählt und die Leistungskurve zeigte definitiv nach oben!
Behrendt
Die Leistung von Behrendt zeigt als einziger von den Jungs etwas nach unten und er ist damit vielleicht ein kleines Sorgenkind. Laut GSN spielt er in den letzten vier Spielen weniger Pässe, von denen auch weniger ankommen. Er hat keine Schlüsselpässe (key passes), er verliert mehr Bälle in der eigenen Hälfte als zuvor und er gewinnt weniger Bälle in der gegnerischen Hälfte. Auch bei den, für unser Spiel, so wichtigen Kopfballduellen gewinnt er weniger und er fängt weniger Bälle ab. Ebenso gewinnt er weniger Defensivzweikämpfe. Die erwarteten Gegentore (xG against) sind bei ihm jetzt höher, von 0.09 auf 0.12. Er lässt also bessere Torchancen für den Gegner zu. In Summe sind das alles keine Riesenfehler, aber es macht sich am Ende in den Statistiken bemerkbar.
Klaß
Was man aus dieser Grafik auch erkennen kann und sollte, ist die Rolle von Nico Klaß. Auch hier auf BGD haben wir die Diskussion zwischen Klaß und Lasse Schlüter vorangetrieben. Klaß ist in der offensive nicht unbedingt die beste Lösung für die Eintracht, doch seine Rolle, Falscher Außenverteidiger, bedeutet, dass er eher der Typ Spieler ist, der auch mal nach innen zieht. Er versucht also auch mal über kurze Pässe das Kombinationsspiel zu spielen und nicht standardmäßig eine Flanke nach der anderen zu schlagen. Noch bemerkenswerter finde ich, dass er den Sprung aus der Regionalliga in die Zweite Liga geschafft hat – in einem halben Jahr. Dennoch muss man sein Offensivspiel ein wenig kritisieren. Zum Beispiel hat er, laut Wyscout, keine Torchance eröffnende Pässe. An seinem Angriffsspiel muss er noch arbeiten. Defensiv hat er aber Zweitliga- Format.
Wiebe
Es gibt viele Gründe dafür, dass man am Anfang ein wenig skeptisch war, Danilo Wiebe auf der rechten Außenverteidiger-Position spielen zu lassen. In der 5er -Kette sah er oft nicht besonders glücklich aus. Doch seit Daniel Meyer auf die Viererkette umgestellt hat und Wiebe wieder fit geworden ist, spielt er auch sehr gut. Er ist, anders als Klaß, offensiv sehr gefährlich. Geht es nach den Torchancen eröffnenden Pässe pro 90 Minuten, ist er sogar unser gefährlichster Spieler. Zusammen mit Fabio Kaufmann ist er auf dem rechten Flügel ein Garant und Benjamin Kessel, gelernter rechter Außenverteidiger, wird ihm in dieser Saison wohl nicht aus der Startelf verdrängen können. Besonders bemerkenswert ist, dass Wiebe es schafft offensiv gefährlich zu sein, aber dann auch in der Defensive zur stelle zu sein: er hat die meisten erfolgreichen Defensivaktionen pro 90 Minuten.
Diakhite
Oumar Diakhite ist momentan unser bester Innenverteidiger, der kleinen Formtiefe von Behrendt geschuldet. Er gewinnt die meisten Luftzweikämpfe der Feldspieler: 59 %. Er blockt auch die meisten Schüsse im Team, 0,73 pro 90 Minuten. Zusammen mit Behrendt hat er aber das Problem, dass beide vom Spielertyp her Ballgewinnende Innverteidiger sind. Das heißt, sie sind nicht besonders dafür geeignet, das Spiel zu gestalten, was das Aufbauspiel der Eintracht ein wenig Handicapt. Diakhite hat aber mit 81 % eine exzellente Passquote und spielt auch weniger lange Bälle als zum Beispiel Behrendt. Doch seine Stärken sind, wie die von Behrendt, nicht im Aufbauspiel, sondern in der Balleroberung und Verteidigung.
Fejzic
Last but not least, Jasmin Fejzic ist in einer super Verfassung. Hatte er noch in der Hinrunde das Problem, den ein oder anderen vielleicht auch haltbaren Ball rein zulassen (dennoch absolut nicht vergleichbar mit der schlechten Form von Felix Dornebusch), zeigt er in den letzten Spielen eine super Leistung, die von GSN als überdurchschnittlich bezeichnet wird. Mittlerweile hat er schon mehr Bälle gehalten, als von den erwarteten Gegentoren her zu rechnen war. Dazu hat er die beste Langpassquote und beste Passquote der Mannschaft. Er ist in dem Sinne kein Mitspielender Torwart, wie Daniel Meyer sich gewünscht hat, doch seine Passquoten zeigen, dass er durchaus auch mit dem Fuß den Ball gut spielen kann. In dieser Hinsicht war der Einkauf von Dornebusch total unnötig.

Fazit
Die 1+4 -Abwehr der Eintracht ist Zweitligatauglich und vielleicht der Schlüssel zum Klassenerhalt. Ihre größte Stärken sind in der Abwehrleistung, ihre größten Defizite im Aufbau- und Angriffsspiel. Je länger die Eintracht im Spiel die Null halten kann, desto mehr kann sich auch das Offensivspiel entfalten und für Gefährlichkeit sorgen. Es ist zu erwarten, dass die Abwehr sich weiterhin stabilisieren und auch ihre Defizite verbessern wird.
Quellen: Global Soccer Network, Wyscout.