Datenanalyse: Ist der KSC zu knacken?
5 min readMoin Löwen,
vor dem letzten Spiel gegen den Karlsruher SC sagte ich bereits, dass es ein schwieriges Spiel werden wird und wir den KSC nicht als direkten Konkurrenten bezeichnen sollten. Vor der 1:3 -Heimniederlage war nämlich anhand der expected Points (xPts) -Tabelle deutlich zu erkennen, dass der KSC mit mehr Spielglück diese Saison nicht um den Abstieg spielt, sondern um den Aufstieg. Diese Prognose hat sich bewahrheitet. Aktuell hat der Sport- Club 40 Punkte auf dem Konto bei einem xPts -Wert von 38. In den letzten drei Spielen holten sie 4 Punkte. Bester Torschütze ist mit 9 Treffern (expected Goals, xG: 11,27) Ex-Löwe Philipp Hofmann.

Aufbauspiel
Karlsruhe verfolgt einen ziemlich ähnlichen Spielstil wie Eintracht. Sie agieren oft in einem 4-1-4-1 oder 4-2-3-1 -System, in dem Hofmann als Zielspieler agiert. Hinter dem VfL Bochum und Eintracht Braunschweig spielen die Karlsruher am drittmeisten den langen Ball im Aufbauspiel: 60,42 -mal je 90 Minuten. Bei Eintracht liegt dieser Wert bei 60,94 -mal pro 90 Minuten. Ähnlich wie beim BTSV ist ihre Passrate, Pässe pro Minute des Ballbesitzes, mit 12,2 im Ligavergleich (2. Ligadurchschnitt 13,07) eher langsam. Genau so ist es bei der Eintracht mit 11,9. Anders als die Braunschweiger bringen sie Bälle aber etwas häufiger mit progressiven Läufen nach vorne. Jedoch auch hier liegen die Statistiken der beiden Mannschaften unter dem Ligadurchschnitt. Die Steilpässe, bzw. progressiven Pässe der Mannschaften verraten aber, dass der KSC vermutlich mehr vom Spiel haben wird und auch oft versuchen wird nach vorne zu spielen. Somit sind die Rollen wohl vorher schon ziemlich klar verteilt.
Pressing und Verteidigung
Ein großer Unterschied zwischen den beiden Mannschaften, wenn man auf die Saisonstatistiken schaut, ist das Pressingverhalten. Karlsruhe ist die viertstärkste Pressingmannschaft der Liga:
9,43 PPDA, pro Abwehraktion ermöglichte Pässe. Außerdem liegt ihre Herausforderungsintensität (Duelle, Tackling und Ballabfangen pro Minute des gegnerischen Ballbesitzes) mit 6,6 knapp über dem Ligadurchschnitt (6,53). Außerdem steht der KSC in der Laufstatistik, Sprints, Laufdistanz und intensive Läufe, höher als Braunschweig. Der Ball wird oft hoch im gegnerischen Drittel zurückerobert. Da der BTSV in dieser Saison oft Probleme hatte, wenn der Gegner hoch angelaufen ist und somit das Aufbauspiel früh gestört hat, ist es zu erwarten, dass der KSC dies auch am Sonntag versuchen wird.
Da die Eintracht aber in den letzten Spielen eine viel aggressivere Herangehensweise gezeigt hat, ist es zu erwarten, dass beide Mannschaften viele Zweikämpfe bestreiten und hoch pressen werden, wodurch aus den Abwehrreihen vermutlich viele lange Bälle gespielt werden. Es wird ein ähnliches Bild sein, wie in den letzten Spielen gegen den 1. FC Nürnberg und dem SV Sandhausen – auf beiden Seiten.

In der Defensive sind sich beide Mannschaften überraschend ähnlich. Viele Kopfballduelle, kein großer Unterschied bei den erwarteten Gegentoren, ähnlich viele Fouls, beide haben viele Ballverluste (beide erleiden auch viel Fouls) usw. Es ist zu erwarten, dass wir ein sehr robustes Zweitligaspiel mit vielen Fouls und Zweikämpfe sehen werden.
Angriff
Hier ist es ein Spiel der Gegensätze. Eintracht hat die schwächste Offensive in der Liga, mit 22,40 expected Goals (Osnabrück ist schwächer, hat aber einen Spiel weniger). Karlsruhe ist nicht das stärkste Team in der Offensive, gehört aber zu den Top-Teams. Sie haben die meisten Ballberührungen im gegnerischen Strafraum: 19,76 pro 90 Minuten. In dieser Statistik ist Eintracht zweitletzter mit einem Schnitt von 11,55 Ballberührungen. Mit 17,11 Meter haben sie eine sehr geringe Schussdistanz bei den Schüssen, anders als die Schüsse von der Eintracht: 20,36 m.
Sie schlagen die meisten Flanken der Liga 19,48 pro 90 Minuten und sind dabei auch sehr Präzise mit einer Flankenquote von über 35 % (Ligadurchschnitt: 14,83; 31,3 %). Deswegen haben sie auch die zweitmeisten Torschüsse durch Kopfbälle in der Liga. Bei den 1 vs. 1 -Situationen sind sie im Offensivspiel nicht so effizient wie die Eintracht, jedoch sind sie auch hier ein bisschen aktiver, was daran liegt, dass sie mehr vom Spiel in der Offensive haben. Die eigentliche besondere Stärke sind jedoch die offensiven Standards. Die meisten Tore, 12, haben sie schon nach Standards erzielt.
Auf wen sollte Eintracht aufpassen und wo liegen die möglichen Schwächen?
Die individuelle Stärken fangen schon im Tor mit Marius Gersbeck an, der schon einen erwarteten Gegentore -Wert von 31,08 zu verteidigen hatte, nur 30 Tore aber zugelassen hat. Seine Daten sind nicht überragend – er ist aber auch keine Schwachstelle. Die meisten Torchancen eröffnende Pässe (bei Spielern mit mehr als 500 Minuten) spielt der offensive Außenspieler Marc Lorenz: 0,81 pro 90 Minuten. Auch seine expected Assists sind mit 0,31 xA / 90 Minuten die besten in der Mannschaft. Ihn gilt es, zusammen mit dem Zielspieler Hofmann, auszuschalten.
Karlsruhe erzielt, dafür dass sie mit langen Bällen und vielen Flanken agieren, überraschend wenig Kopfballtore. Ex-Löwe Hofmann erzielt seine Treffer meistens per Fuss. Die meisten Kopfballtore, drei, hat der Innenverteidiger Robin Bormuth nach Standards erzielt. Die Löwen müssen also auf Flache hereingaben achten. Ein Spieler mit drei Treffern, Jérôme Gondorf, fällt zum Glück wegen seiner 10. gelben Karte in diesem Spiel aus. Jedoch ist die Torschützenliste der Karlsruher bemerkenswert und sehr breit – auch dank der Standards.
Wirkliche große Schwächen zeigt der KSC nicht. Schaut man sich jedoch die einzelne gefährlichen Situationen der letzten Spiele an, merkt man zum Beispiel, dass die KSC- Innenverteidiger ihre Probleme haben, wenn sie sich schnell zurück bewegen müssen oder wenn sie unter Druck gesetzt werden. Es wird wichtig sein im Zentrum die Bälle zu behaupten und die möglichen zweiten Bälle zu gewinnen. Dazu muss Eintracht sich in puncto Standards weiterhin steigern können.
Fazit und eine Prognose
Es wird ein ähnliches Spiel werden, wie wir es schon in den letzten Spielen gesehen haben: viele Zweikämpfe, Grätschen, Fouls, lange Bälle und vor allem ein enges Spiel. Kann die Eintracht das Offensivspiel der Karlsruher ausschalten, müsste ein Punkt und mit etwas Glück auch drei Punkte möglich sein.
Mein Tipp: 0:1 für Eintracht.
Auf geht`s, Löwen!
Quellen: Wyscout, Bundesliga, Kicker, Whoscored.