Analyse: Daniel Meyer als Trainer von Aue. Was wir daraus lernen können?
5 min readHallo Löwen,
es ist schön Zweitligist zu sein. Nicht nur gibt es besseren Fußball zu sehen, nein, wir können auch auf mehr Daten und Statistiken zurückgreifen. So kommen z. B. die Laufleistung oder der Soccer Power Index dazu. Auch mit whoscored.com haben wir wieder mehr Spieldaten zu Verfügung. Es macht als “Fanalyst” jedenfalls mehr Spass als die 3. Liga. Freuen wir uns drauf!
Ich wollte eigentlich schon Eintrachts Testspiele analysieren und werde es später auch tun. In den Spielen fehlen aber noch viele Spieler noch und darauf möchte ich warten, dass ich alle beobachten konnte. Mich interessiert z. B. wie Daniel Meyer die Spieler aufstellen will und wie er plant das Spiel aufzubauen. In den Spielen gegen Werder Bremen und Vfl Wolfsburg konnte man schon viele lange Bälle beobachten, eine 3er-Kette die auch mal zu einer 4er oder 5er -Kette wurde und viele Angriffe über die Flügel und mit den zentralen Stürmern als Target-Spieler. Zu diesen Grundideen und Spielbeobachtungen komme ich noch später im Laufe der Vorbereitung bzw. Saison-Vorschau.
Jetzt will ich aber erstmal schauen, was wir aus der Vergangenheit lernen können. Besonders Informativ finde ich die Saison 2018/19, als Daniel Meyer, damals Trainer von Erzgebirge Aue, seine Mannschaft zum Klassenerhalt in der 2. Liga geführt hat. Als Eintracht Braunschweig 2020/21 können wir viel von Aue lernen. Es war eine andere Mannschaft und unsere Situation ist anders, aber ich denke wir können mit dieser Analyse schon Schüsselpunkte sammeln auf die wir, im Laufe der Vorbereitung und in der Saison, achten sollten.

Daniel Meyer mit Aue 2018/19
Mit Erzgebirge Aue hatte Meyer seinen Erfolg und er wurde wegen des geschaffenen Klassenerhaltes gefeiert. In Sachen Punkte hat er erreicht, was man für so einen Klassenerhalt generell brauch: 40 Punkte. Mit 39,1 erwartete Punkte (xPts) kann man auch sagen, dass Aue nicht nur durch Zufall die Klasse gehalten hat. Sie haben ungefähr so viele Punkte erreicht, wie man von ihnen erwarten konnte. Allerdings muss man auch sagen, dass 39,1 xPts nur zum Platz 17. in der xPts -Rankingliste gereicht haben. Laut der „wahren Tabelle“ haben sie also den Klassenerhalt nicht geschafft. Sieht man die Statistiken von 2015/16 bis 2019/20, hätten 39,1 erwartete Punkte nur einmal für den “Ranking-Klassenerhalt” gereicht. Mit Meyer als Trainer, profitierte Aue z. B. von Ingolstadt, die besonders viel Pech hatten und nur 35 Punkte erreicht haben bei 49,9 erwartete Punkte (xPts).
Die Grundtaktik von Aue 2018/19
Eintracht Braunschweig hat ihr erstes Testspiel mit 0:2 gegen Werder Bremen verloren und ihr zweites Spiel gegen Vfl Wolfsburg mit 1:0 gewonnen. In diesen Spielen konnte man schon deutlich erkennen, wie der neue Trainer Daniel Meyer mit Eintracht Braunschweig spielen möchte. Es ist kein Geheimnis, dass er gerne mit einem 3-4-1-2 -System spielen möchte. In der Saison 2018/19 hat er Erzgebirge Aue 56 % der ganzen Spielzeit so spielen lassen. Zuletzt spielten die Löwen in der letzten Saison mit mehr als ein System. Laut Wyscout waren es sogar 13 verschiedene Systeme, wobei das 4-2-3-1 am häufigsten gespielt wurde (24 %). In der Saison 2018/19 spielte Aue mit 10 andere Systeme, aber keiner davon wurde mehr als 6 % der Spielzeit angewendet. An einem 3-4-1-2 -System sollten wir uns schon gewöhnen, denn wir werden es oft sehen.

Die Stärken und Schwächen von Aue 2018/19
Mit Aue hatte Meyer besonders viele Probleme die Spielaufbau- und Offensivleistung zu verbessern. Aue hatte in vielen Bereichen den schlechtesten Wert der Liga:
- Nur 4 % der Schüsse wurden im Fünfmeterraum geschossen
- Die wenigsten Ballberührungen im Strafraum: 390 von einem Ligadurchschnitt von 547
- Nur 6 Tore durch eine Standardsituation (keine Elfmeter)
- Die wenigsten Pässe im Angriffsdrittel 45,88/90min bei einem Ligadurchschnitt von 52,79 Pässe pro 90min.
- Die meisten Abseitssituationen in der Liga mit 105-mal im Abseits (Ligadurchschnitt 73,22)
Das sind jetzt keine Zahlen, die Eintracht-Fans besonderen Mut machen würden, besonders weil wir auch schon im Sturm unsere Probleme haben. Dazu muss man leider auch sagen, dass Aue auch in vielen Bereichen unter die schlechtesten drei rangierte. So hatte Aue sehr wenig tief angekommene Pässe, die 2. wenigsten “Intelligente Pässe” und die 2. wenigsten Schüsse im gegnerischen Strafraum.
Die Stärken bei Aue, mit Meyer, waren bestimmt eine klare Spielidee und eine ziemlich solide Abwehrleistung. Hier gibt es keine Statistiken, die belegen würden, dass Aue defensiv eine Topmannschaft war, aber schon eine, die in vielen Bereichen im Mittelfeld der Liga lag. Sie hatten einen hohen Pressingwert (also niedriges Pressing!) von 11,19 PPDA (Liga: 9,37 PPDA). Sie haben sie den Gegner viel spielen lassen, aber durchaus unter Druck gesetzt mit einer Herausforderungsintensität von 6,4 (Liga: 6,72). Sie mussten sehr oft defensive Duelle bestreiten (68,96/ 90min, die 2. meisten in Liga 2.), aber trotzdem war der erwartete Gegentore -Wert mit 51,05 xGA 12. bester in der Liga. Sie hatten auch die meisten Grätschen in der Liga.
Daniel Meyers Idee in der Defensive ist eher das Spiel mit dem Ball zu kontrollieren und aus einer geordneten Abwehr heraus zu spielen. Dabei wird aber nicht auf Tiki-Taka gesetzt, wie er selbst auch sagte, sondern eher auf die Defensivarbeit geachtet um den richtigen Moment zu finden um umzuschalten. Im Punkto Ballbesitz war Aue 10. mit 48,5 % Ballbesitz. Bemerkenswert ist, dass Aue die 2. wenigsten Ballverluste der Liga hatte. Die Passrate von Aue 2018/19 verrät uns, dass nur 12,4 Pässe pro Ballbesitz gespielt wurde, bei einem Ligadurchschnitt von 12,86. Schüsselspieler sind dabei die “Abwehr-Quarterbacks”, die den Ball im richtigen Moment nach vorne spielen sollen und die “Receiver”, also Spieler, die den Ball annehmen können und ihn kontrollieren, um einen Angriff zu starten. Kein wunder also, dass Erzgebirge Aue die meisten langen Bälle in Liga 2 spielte, 2094-mal bei einem Ligadurchschnitt von 1785,28 lange Bälle.
Worauf sollten wir also achten?
Die Saison als Trainer von Aue hat Daniel Meyer bestimmt geprägt. Ich hoffe er hat seine Schüssel aus der Saison 2018/19 gezogen und weiß, was er damals als Trainer gut gemacht hat, aber auch wo er besonders aufpassen sollte. Ich sehe diese Schüsselpunkte, die über den Klassenerhalt oder Abstieg entscheiden könnten:

Sollte Daniel Meyer es schaffen mit Eintracht auf diese Punkte zu achten, dann klappt es auch mit dem Klassenerhalt. Mein Gefühl ist jedenfalls sehr gut und blicke gespannt auf die nächsten Testspiele.
Quellen: Wyscout.com, Whoscored.com, Braunschweiger Zeitung, Kicker.
6 thoughts on “Analyse: Daniel Meyer als Trainer von Aue. Was wir daraus lernen können?”