Vier Formate für Eintracht – eine Adresse für Fans.

Löwen fressen Störche

8 min read

Was man in einer Tier-Dokumentation vermutlich niemals sehen wird, konnten die 1.600 mitgereisten Eintracht-Fans am Freitagabend im Holstein-Stadion erleben: Die Löwen rissen die Störche und servierten dem eigenen Anhang einen verdienten Auswärtssieg als Nachspeise. Nachdem der Spitzenreiter mit einem echten Traumtor in Führung gegangen war, schlugen die Blau-Gelben mit einem blitzsauberen Konter kurz vor der Pause zurück. Wieder einmal funktionierte die Kombination Philippe-Kaufmann hervorragend und der Deutsch-Italiener veredelte die Vorlage des Franzosen zum 1:1-Ausgleich. Nach dem Seitenwechsel waren die Einträchtler das gefährlichere Team. Dieses Mal war es Kaufmann, der einleitete: Ivanov, Krauße und Gómez waren nach einem Einwurf Kaufmanns mit dem Kopf am Ball und am Ende stand Philippe goldrichtig, erzielte seinen dritten Saisontreffer und ließ den ausverkauften Gästeblock explodieren. Da die Löwen anschließend gute Gelegenheiten liegen ließen, wurde es noch einmal spannend, doch Torwart Thorben Hoffmann hielt mit mehreren guten Paraden den am Ende absolut verdienten Sieg fest.

Eintracht-Coach Daniel Scherning entschied sich für folgende Aufstellung: Thorben Hoffmann (TW) – Marvin Rittmüller, Robert Ivanov, Ermin Bičakčić (54. Sebastian Griesbeck), Hasan Kuruçay, Anton Donkor – Fabio Kaufmann, Robin Krauße (C, 90.+1 Jannis Nikolaou), Þórir Helgason (76. Niklas Tauer) – Johan Gómez (76. Florian Krüger), Rayan Philippe (90.+1 Anthony Ujah)

Den ersten Abschluss hatten die Blau-Gelben: Robin Krauße fing einen Pass der Kieler ab, Þórir Helgason schickte sofort Rayan Philippe über die linke Seite. Der Franzose ging noch ein paar Meter, nahm den Kopf hoch und schlug eine butterweiche Flanke auf den Elfmeterpunkt. Johan Gómez schmiss sich in den Ball, konnte die Kugel aber nicht aufs Tor bringen. Zehn Minuten waren gespielt, als die Eintracht eine Ecke auf der rechten Seite bekam. Helgason führte aus, doch wieder einmal wurde die Ecke für den Gegner nicht gefährlich. Doch eines hatten die Löwen vergessen: die Konterabsicherung. Rothe klärte per Kopf und plötzlich war Skrzybski 70 Meter vor dem Löwen-Tor frei durch. Marvin Rittmüller rannte noch hinterher, konnte aber nicht verhindern, dass der Kieler Torjäger aus 60 Metern abzog. Der weit aufgerückte Thorben Hoffmann kam nicht mehr rechtzeitig zurück in seinen Kasten und musste mitansehen, wie der Ball einschlug. Das 1:0 für den Herbstmeister und Spitzenreiter.

Kurz darauf wurde der zwölfminütige Stimmungsboykott beendet und sofort war der Gästeblock da. Trotz Rückstand und Platz 17 war die Stimmung prächtig. Rayan Philippe versuchte es aus der Distanz, doch KSV-Keeper Weiner hielt den Aufsetzer fest. Auf der anderen Seite spielte Helgason einen gefährlichen Fehlpass. Erneut war Hoffmann für das Aufbauspiel mit aufgerückt, doch Machino konnte den Ball nicht aufs Tor bringen. Ein paar Minuten danach tauchte Skrzybski im Strafraum der Löwen auf und zog aus leicht spitzem Winkel wuchtig ab. Hoffmann war auf dem Posten und hatte den Ball im Nachfassen sicher. Nur wenige Augenblicke später wurden die Blau-Gelben vom hohen Pressing der Gastgeber überrumpelt. Krauße verlor wenige Meter vor dem Strafraum den Ball an Holtby, der einen Doppelpass mit Porath spielte und halblinks im Strafraum vor Hoffmann auftauchte. Doch der machte es erneut stark und konnte den Flachschuss mit einer Fußabwehr parieren.

Auf der anderen Seite sorgten zwei Donkor-Flanken für Gefahr: Erst konnte Torwart Weiner den Ball nur mit Mühe festhalten, dann hatte Kaufmann nach einem tollen Dribbling perfekt auf den Linksverteidiger durchgesteckt. Dessen flache Hereingabe verpasste Philippe mit einer Grätsche denkbar knapp. Eine Zeigerumdrehung später schlug Weiner den Ball lang in die Braunschweiger Hälfte, Ermin Bičakčić verpasste die Kugel beim Kopfballversuch und plötzlich war Machino frei durch. Hoffmann eilte aus seinem Kasten und war mit dem Kopf zuerst am Ball. Bereinigt war die Szene dadurch aber nicht, denn Skrzybski nahm das Spielgerät aus über 30 Metern direkt volley aus der Luft. Dieses Mal wäre Hoffmann vermutlich rechtzeitig da gewesen, doch der Ball setzte einmal auf und landete dann auf dem Tordach.

Eine Viertelstunde vor der Halbzeit war es erneut Philippe, der es aus etwa 22 Metern einfach mal versuchte. Das wäre auch richtig gefährlich geworden, doch das Schienbein von Erras fälschte den Ball ab. Die Kugel flog knapp am rechten Pfosten vorbei, eine Ecke gab es allerdings nicht. Eine Zeigerumdrehung später gab es dann aber doch noch eine Ecke für die Braunschweiger: Krauße verlängerte die Hereingabe von Helgason, am zweiten Pfosten konnte Hasan Kuruçay die Kugel aber nicht aufs Tor drücken. Kurz darauf schleuderte Kaufmann einen weiten Einwurf in die Gefahrenzone. Ermin Bičakčić verlängerte zu Robert Ivanov, dessen Kopfball landete in den Armen von Weiner. Kurz vor der Pause bekamen die Kieler einen Eckball. Über Umwege landete dieser bei Schulz, der aus 20 Metern wuchtig abzog. Der Volley-Schuss zischte in Richtung linker Winkel, doch Thorben Hoffmann flog durch die Luft und verhinderte mit einer Wahnsinnstat das 2:0.

Es gab also erneut Ecke für die Gastgeber. Dieses Mal landete der Ball bei Porath. Dessen Schuss aus 18 Metern wurde von einem Mitspieler geblockt und prallte genau in den Lauf von Rayan Philippe, der sofort schaltete und in Richtung Tor der Kieler sprintete. Mit Ball war er von zwei Kielern nicht einzuholen und hatte nach seinem 80-Meter-Lauf noch das Auge für den mitgelaufenen Fabio Kaufmann, der den Querpass direkt nahm und ins rechte Eck vollendete! Der Ausgleich und riesengroßer Jubel im Gästeblock! 1:1 gegen den Spitzenreiter! Was für eine Aktion von Rayan Philippe und eiskalt vom Deutsch-Italiener, der dabei auf den Spuren von Marco Calamita wandelte. Der ehemalige Eintracht-Stürmer, ebenfalls Deutsch-Italiener, traf beim letzten Sieg gegen Kiel. Vor über 14 Jahren!

Kurz darauf war Halbzeit. Der Ausgleich war nicht unverdient, fiel aber in einer Druckphase der Gastgeber. Dass hier Platz eins gegen Platz 17 spielte, war aber nicht zu erkennen. Die Löwen hatten im dritten Spiel in Folge einen Rückstand ausgeglichen. Im rappelvollen Gästeblock war man sich sicher, hier war sogar noch mehr drin! Die Stimmung war weiterhin großartig.

Dieses Mal hatten die Gastgeber den ersten Abschluss: Ein scharfer Freistoß aus dem Halbfeld von Holtby landete bei Timo Becker, der das Leder auf den zweiten Pfosten stocherte. Unangenehmer Ball für Hoffmann, der auf Nummer sicher ging und die Kugel um den Pfosten drehte. Nach der Ecke kam Skrzybski aus der zweiten Reihe zum Abschluss, klar vorbei. Wenig später machte es der Kieler besser und zog aus 18 Metern ab. Den Flachschuss hielt Hoffmann aber souverän fest. Zehn Minuten waren im zweiten Durchgang gespielt, als die Löwen sich am gegnerischen Strafraum festsetzten. Fabio Kaufmann holte einen Einwurf auf der rechten Seite raus, den er auch gleich selbst in den gegnerischen Strafraum schleuderte. Ivanov köpfte zurück an den Strafraumrand, Kapitän Krauße köpfte zurück in die Gefahrenzone. Dort gewann Johan Gómez auch das dritte Kopfballduell und legte so quer zu Rayan Philippe, der goldrichtig (oder blau-gelb-richtig?) stand und die Kugel im Fallen direkt aus der Luft nahm. Aus kurzer Distanz ließ er KSV-Keeper Weiner keine Chance und traf ins rechte Eck zur Führung! Jetzt liefen die Einträchtler vor den jubelnden Gästeblock, während Sebastian Griesbeck Vorlagengeber Gómez herzte. Die Führung gegen den Spitzenreiter! Das 1:2!

Nur zwei Minuten später verlagerte Krauße das Spiel klasse auf die rechte Seite, wo Marvin Rittmüller viel Platz hatte und sein Tempo ausnutzte. Vom rechten Strafraumeck folge die Flanke auf das linke Eck des Fünf-Meter-Raums, wo Anton Donkor zum Flugkopfball ansetzte und das Leder denkbar knapp rechts am Tor vorbei köpfte. Ein 1:3 wäre hier wohl die Vorentscheidung. Wieder nur zwei Minuten später fing Rittmüller einen Pass auf der rechten Seite ab, setzte zum Sprint an und wurde von Kleine-Bekel gelegt. Schiedsrichter Stieler zeigte sofort an: Vorteil. Philippe zog nach innen und nahm sich aus etwa 22 Metern einfach mal den Abschluss. Knapp rechts am Tor vorbei. Anschließend brachten die Einträchtler etwas Ruhe ins Spiel und hielten den Spitzenreiter vom eigenen Tor fern. Zehn Minuten später verschätzte sich Rothe nach einem weiten Hoffmann-Abschlag und so konnte Philippe über die rechte Seite in den Strafraum eindringen. Aus spitzem Winkel versuchte der Franzose Weiner zu tunneln, der aber noch leicht an den Ball kam und den Einschlag im Nachfassen verhindern konnte.

Kurz darauf brach Donkor über die linke Seite durch, entschied sich aus extrem spitzen Winkel gegen den Querpass und donnerte das Spielgerät ans Außennetz. Da war mehr drin! Zwei Minuten später landete ein Hoffmann-Abschlag bei Krüger, der sofort schaltete und auf den startenden Philippe durchsteckte. Der Franzose war frei durch und knallte das Ding von halblinks aus 14 Metern eiskalt in die untere rechte Ecke. Doch die Fahne ging hoch: Abseits. Der VAR kontrollierte nochmal, doch es blieb dabei. Philippe stand beim Zuspiel von Krüger wenige Zentimeter im Abseits. Es blieb also beim 1:2. Nur eine Zeigerumdrehung später klärten die Kieler einen Ball unglücklich. Von Krügers Hintern prallte der Ball zu Philippe, der das Leder erneut klasse verarbeitete und aus spitzem Winkel zum Abschluss kam. Weiner kam mit dem Oberkörper irgendwie noch an den Ball und verhinderte die Vorentscheidung.

Und so blieb der Spitzenreiter am Leben und drückte in der Schlussphase mit allen Mitteln. Die reguläre Spielzeit war bereits fast abgelaufen, als Fridjonsson einen Porath-Freistoß aus kurzer Distanz über den Querbalken köpfte. Die Nachspielzeit betrug satte sieben Minuten. Sieben Minuten zittern für die 1.600 mitgereisten Braunschweiger. Und kurz darauf mussten alle Blau-Gelben einmal tief durchschnaufen. Fridjonsson köpfte zu Becker, der aus kurzer Distanz am herausragend reagierenden Hoffmann scheiterte. Anschließend knallte Donkor die Kugel aus der Gefahrenzone. Zwei Minuten danach blieb Ivanov nach einem Kopfballduell im Mittelfeld liegen, doch Stieler und die Kieler machten weiter. Remberg nutzte die Überzahl aus und steckte auf Machino durch, der nur noch Hoffmann vor sich hatte. Aus 14 Metern zog der Japaner ab, doch Endstation war wieder einmal Thorben Hoffmann, der die nächste herausragende Rettungstag zeigte und den Flachschuss aufs rechte Eck bockstark parierte. Doch die Szene war noch nicht vorbei. Rittmüllers Klärungsversuch landete bei Sterner, der aus 15 Metern links am Tor vorbeischoss.

Kurz darauf war dann Schluss und Blau-Gelb lag sich in den Armen und schrie die Freude über den Auswärtssieg in den Kieler Nachthimmel. Auf dem Platz und im Gästeblock. Drei Spiele in Folge gedreht, das gelang in diesem Jahrtausend erst zwei anderen Teams! Rayan Philippe traf in jedem dieser drei Spiele und ist in absoluter Topform. Ein ebenso geiler wie wichtiger Sieg gegen eine Mannschaft, gegen die der ein oder andere Abstiegskonkurrent noch Punkte liegen lassen wird. Die Eintracht ist wieder voll im Geschäft, darf sich aber keinesfalls ausruhen, denn es sind noch 16 Mal drei Punkte zu vergeben!

Bis dahin

Euer Kivi

About Author

2 thoughts on “Löwen fressen Störche

  1. Kein Wurst Check diesmal? Oder in der Eile des Überraschenden Sieges mal vergessen? Hoffentlich hält der Lauf noch lange an.

    1. In Kiel hat er natürlich ein Fischbrötchen gegessen und schämt sich jetzt, weil er den Bratwurst Contest verraten hat.

Kommentar verfassen

Discover more from

Subscribe now to keep reading and get access to the full archive.

Weiterlesen