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NFV-Pokalanalyse: Team-Missmanagement gegen Hildesheim

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Moin Löwen!

Gegen den VfV Borussia 06 aus Hildesheim gab es im NFV-Pokal eine schmerzhafte Niederlage. Es ist für eine Mannschaft nie schön, gegen einen unterklassigen Gegner zu verlieren – im Grunde ist es fast peinlich. Doch diese Niederlage könnte darüber hinaus auch noch teuer werden. Die Chancen, sich für den DFB-Pokal zu qualifizieren, sind dramatisch gesunken und man ist vom Erfolg in der Liga abhängig. Sollten wir die Qualifikation nicht schaffen, geht uns viel Geld verloren.

Die Gründe für die Niederlage wurden in den Social-Media-Kanälen schnell aufgespürt: Mangelnder Einsatz, die Schiedsrichterleistung oder schlicht die Qualität der Spieler sollen beispielsweise Schuld gewesen sein. Doch zumindest der letzte Punkt lässt sich anhand der Daten ausschließen. Global Soccer Network hat uns mit einer Darstellung der optimalen Spielerrollen und der aktuellen Kaderstärke ein paar interessante Infos geliefert. Und daraus ergibt sich für mich: Die Startelf von gestern entsprach auf dem Papier der Qualität eines oberen Drittligakaders, der die Hildesheimer eigentlich hätte wegputzen müssen.

Tiefstehender Gegner

Für mich liegen die Gründe für das Pokal-Aus noch etwas tiefer. So könnte nicht die Qualität der Mannschaft der entscheidende Punkt gewesen sein, sondern wie man sie aufgestellt hat.

Eintracht hat unter Michael Schiele eine klare Spielidee. Er setzt gezielt auf die Umschaltmomente. Mit im Schnitt 45 % weisen wir eine der niedrigsten Ballbesitzquoten der Liga auf. Bisher hatten wir mit unseren Gegnern sehr viel Glück. Es waren meist Teams, die eher auf Ballbesitzfußball setzten und so konnten wir unsere Stärken beim Umschalten ausnutzen.

Doch Hildesheim spielte anders. Wie Eintracht auf ihrer Homepage berichtete, fehlte den Löwen zeitweise die offensive Kreativität: “Sie fanden keine Lösungen gegen die tiefstehenden Hildesheimer.” Ich weise schon länger darauf hin, dass wir aus meiner Sicht zu wenig kreative Spieler im Kader haben. So fehlt uns zum Beispiel ein spielender Innenverteidiger. Das bereitet uns gerade gegen tiefstehende Gegner Probleme, da wir unsere Schnelligkeit nicht optimal ausspielen können.

Keine optimale Startformation

Wir haben auch Schwierigkeiten, optimale Positionen und Rollen für die Spieler zu finden. Dies machte das Spiel gegen Hildesheim deutlich. Eintracht begann mit einem 3-4-2-1-System. Nach dem frühen Gegentreffer wechselte Schiele dann etwas später auf ein 4-2-3-1-System. Doch das ist in diesem Fall irrelevant, denn es ändert nichts an der Tatsache, dass so oder so etliche Spieler nicht auf ihrer optimalen Position spielen können und – viel schlimmer noch – die zu ihnen passenden Spielerrollen (laut GSN) ignoriert werden.

Die Startelf gg. Hildesheim.

So spielte hinten auf der IV-Position zum Anfang Iba May, der eigentlich von seiner Rolle her ein tief liegender Spielmacher im defensiven Mittelfeld sein sollte. Nach dem Systemwechsel besetzte er dann zum Glück diese Position. Das zentrale Mittelfeld war wohl noch am optimalsten besetzt, denn zu jeder Zeit gab es dort sowohl einen Ballerobernden Mittelfeldspieler als auch einen Spielmacher. Das kann gern weiterhin so bleiben.

Im Offensivbereich hatten wir eine sehr wilde Mischung aus einem Schattenstürmer, einen Segundo Volante und einen Raumdeuter. Das sind alle sehr spezielle Spielerrollen und diese sollten somit auch optimal eingesetzt werden. Martin Kobylanski, unser Schattenstürmer, spielte auf der geeigneten Position, aber nicht mit der optimalen taktischen Mischung: die Rollen seiner Nebenspieler passten nicht zu seiner.

Yari Otto war auf der Stürmerposition eine totale Fehlbesetzung, wenn es um seine optimale Rolle auf dem Platz geht. Als Raumdeuter sollte er Rechtsaußen spielen und bestenfalls Mitspieler haben, die ihm Freiheiten ermöglichen. Eine recht freie Rolle übernimmt auch Kobylanski als Schattenstürmer. Aus meiner Sicht sind die beiden in dieser Konstellation keine optimale Besetzung, denn beide Rollen brauchen Freiheiten auf dem Platz.

Auch unser neuer Publikumsliebling Bryan Henning ist als Segundo Volante im offensiven Mittelfeld nicht ideal eingesetzt, sondern sollte eigentlich im defensiven Mittelfeld spielen. Dort kann er die Segundo-Volante-Rolle, die aus einer Mischung von einem Ballgewinnenden Mittelfeldspieler und einem Box-to-Box-Spieler besteht, gerecht werden. Er spielt aber nun schon eine Weile in einer offensiveren Rolle. Besonders im Spiel gegen eine tiefstehende Mannschaft kann er seine Stärken hier nicht perfekt einbringen – denn er ist von Natur aus eher ein Arbeiter, der von seiner Schnelligkeit lebt und kein klassischer Spielmacher.

Optimale Aufstellung?

Nun, was hätte Michael Schiele anders machen können? Ich denke, man hätte Koby in die Spitze schieben (immer noch nicht ganz optimal) und Yari Otto auf der Rechtsaußenposition spielen lassen können. Auf dieser Seite hätte dann auch Görlich als inverser Flügelverteidiger nach Innen ziehen können, um Yari den Raum zu geben, um spät in den Strafraum einzudringen. May hätte von Anfang an im Mittelfeld spielen müssen. Eine interessante Mischung wäre Krauße-May-Henning im defensiven/zentralen Mittelfeld gewesen, doch dann würde da immer noch Consbruch fehlen.

Am Ende komme ich nicht ganz darüber hinweg, dass man von Anfang an auf diese mir unverständliche Mischung gesetzt hat. Man hätte Consbruch oder May auf der Bank lassen können, um dafür einen Spieler einzusetzen, der in seiner optimalen Rolle spielt. Doch es ist leider auch wahr, dass unser Kader aktuell besonders im offensiven Bereich noch zu dünn besetzt ist, um alle immer in ihrer bestmöglichen Rolle spielen zu lassen. Hoffen wir, dass Schiele hier im Winter ein paar neue Optionen bekommt.

Fazit

Unsere Eintracht wird wohl weiterhin Probleme bekommen, wenn sie tiefstehende Gegner bespielen muss. Doch man sollte gezielter darauf achten, möglichst die optimale Startelf auf das Feld zu schicken und versuchen, die natürlichen Spielerrollen und Positionen bei der Aufstellung stärker zu berücksichtigen.

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