Taktikanalyse: Starke Kieler zerlegen Löwen in der 1. Halbzeit
5 min readAm vergangenen Samstag trafen die Löwen auf Holstein Kiel. Vor der Partie rangierten die Störche auf dem dritten Tabellenplatz und die Gäste aus Braunschweig befanden sich auf dem 15. Tabellenplatz. Zuletzt zeigte sich bei der Mannschaft von Daniel Meyer ein gewisser Aufwärtstrend, welcher in dem 1:0-Heimsieg gegen den 1. FC Heidenheim mündete. Kiel konnte die Partie mit 3:1 für sich entscheiden und erzielte dabei alle drei Treffer in der 1. Halbzeit. Die folgende Analyse befasst sich vor allem mit den Strukturen im Ballbesitz, welche den Löwen Problemen bereitete.
Aufstellungen

Im Vergleich zur letzten Partie wechselte Daniel Meyer nur auf einer Position. Lasse Schlüter kehrte zurück in die Startelf, dafür rotierte Nico Klaß auf die Bank. Erneut begannen die Löwen in einem 4-2-3-1. Dabei tauschten die beiden Sechser Wydra und Ben Balla immer wieder die Seiten. Bereits zur Halbzeit tauschte Meyer doppelt. Ji und Wiebe ersetzten Bär und Nikolaou. Wiebe agierte als Rechtsverteidiger und Behrendt fortan als Innenverteidiger. Im Laufe der Partie ersetzte Otto Kaufmann, Kobylanski kam für Kroos ins Spiel und Proschwitz wurde für Abdullahi ausgewechselt. Dies waren alles positionsgetreue Wechsel.
Auf der Gegenseite vertraute Ole Werner ähnliche Startelf wie im vorherigen Spiel gegen den SC Paderborn. Neumann und Serra ersetzten Dehm und Mühling. Auf dem Spielfeld formierte sich die Mannschaft in einem 4-3-3, wobei Meffert sich hinter Hauptmann und Lee positionierte.
- Bei Hauptmann ist ein kleiner Fehler unterlaufen, seine Rückennummer ist die 36!
Manndeckung im Mittelfeld führt zu Problemen
Problemdarstellung der Mann-zu-Mann-Zuteilung
Im Mittelfeld agierten die Braunschweiger zu Beginn der 1. Halbzeit in einer starken Mann-zu-Mann-Zuordnung. Dabei orientierte sich Kroos im Spiel gegen den Ball bei Meffert, Ben Balla bei Hauptmann und Wydra bei Lee. Tauschten Wydra und Ben Balla die Seiten, wurde logischerweise der andere Spieler einfach übernommen. Diese Manndeckung im Mittelfeld sorgt im Optimalfall dazu, dass man die kreative Schaltzentrale aus dem Spiel nimmt, da sie kaum Platz haben zu agieren. Dies funktionierte teilweise, auf der anderen Seite entstanden durch die enge Manndeckung große Probleme.

Ben Balla und Wydra folgten ihren Spielern insbesondere zu Beginn auf Schritt und Tritt. Dies führte zu einigen Problemen. Das größte Problem wird anhand der gezeigten Szene geschildert. Hauptmann (39) stieß immer wieder aus seiner Mittelfeldposition im Halbraum vor in den Raum zwischen Behrendt (30) und Diakhité. Aufgrund der Manndeckung folgte Ben Balla (28) seinem Gegenspieler in diesen Raum. Dadurch ergab sich logischerweise ein Raum im Mittelfeld.
So kann Komenda (3) in dieser Situation das Spiel flach auf Reese (11) eröffnen. Der frei gewordene Raum im Mittelfeld wird nun von Serra (23) besetzt, welcher sich fallen lässt. Dadurch hat Reese zumindest in der Theorie eine gute Anspielstation im Zentrum und Serra könnte das Spiel aus einer aussichtsreichen Position fortsetzen. In dieser Situation rückt Diakhité nicht mit aus der Viererkette, weshalb Serra bei einem Anspiel sehr viel Platz gehabt hätte. Diese Szene dient dazu um die Bewegungen der Kieler genauer aufzuzeigen. Gefährlicher wurde es in der folgenden Szene.
Serra lässt sich fallen, Diakhité folgt
Das beschriebene Muster war immer wieder im Spiel der Gastgeber zu sehen. Hauptmann startetet immer wieder in die Tiefe und Serra ließ sich gegenläufig fallen. Allerdings folgte Diakhité dem Stürmer auch situativ.

Die gezeigte Szene stammt aus der 30. Minute und ist im Endeffekt die Szene, welche zu der Ecke vor dem 3:0 führt. Komenda (3) hat kurz vor der Mittellinie den Ball und wird von Kaufmann (7) von außen angelaufen. Kaufmann versuchte Komenda immer wieder nach innen zu lenken und den Passweg zum Außenverteidiger abzuschneiden. Serra (23) lässt sich erneut weit ins Mittelfeld fallen, Diakhité folgt leicht verzögert. Schon während des Passes auf Serra startet Hauptmann (39) erneut einen Lauf in die Tiefe und zieht Ben Balla (28) mit weg. Serra wird durch das zögerliche Rausrücken von Diakhité nicht entscheidend bei der Ballannahme gestört und kann nun den Ball problemfrei durch den roten Raum spielen, welcher von Hauptmann freigezogen wurde. Kirkeskov (2), welcher vorher bereits seinen Lauf gestartet hatte, erhält den Ball und kommt ohne großen Gegnerdruck (Behrendt (30) bei Reese (11), Ben Balla (28) bei Hauptmann (39)) zur Flanke. Diese Flanke wird zur Ecke geklärt, welche dann im 3:0 endete.
Ji und Kaufmann als kleine Lichtblicke
Im eigenen Ballbesitz gelang den Braunschweigern nicht viel. Es wurde zwar situativ versucht das Spiel kontrolliert aufzubauen, Kiel schaffte es aber immer wieder die Räume zuzustellen und Braunschweig so zu langen Bällen zu zwingen. In der ersten Halbzeit gelang es den Braunschweigern gelegentlich hohe Ballgewinne zu generieren. Diese wurden dann aber zu inkonsequent zu Ende gespielt, wie viele andere Situationen auch.
Als Lichtblicke lassen sich zwei Einzelspieler herausstellen, welche zwar keine Superleistung zeigten, aber immer wieder starke Ansätze zeigten. Kaufmann stellte Kirkeskov in der ersten Halbzeit immer wieder vor Probleme, gefährliche Situationen resultierten daraus aber nicht. Dong-Won Ji kam nach der Halbzeit für Bär und zeigte eine gute Leistung. Er schaffte immer wieder Anspielstationen und zeigte in Ansätzen Stärken im Dribbling. In der 63. Minute bereitete er dann sogar den Treffer zum 3:1 per Flanke vor.
Fazit
Das Spiel in Kiel war definitiv kein guter Auftritt der Braunschweiger. Insbesondere die anstehende Pokalpartie (8:7 Sieg nach Elfmeterschießen gegen Darmstadt) der Kieler sorgte dafür, dass die Gastgeber es nach der Halbzeit etwas ruhiger angingen. Sowohl mit als auch gegen den Ball hatten die Braunschweiger Probleme gegen die Störche zu bestehen. Gerade in der Halbzeit bereiteten vor allem die Bewegungmuster von Hauptmann und Serra in der 1. Halbzeit große Probleme. Erschwerend dazu kamen fehlerhafte Verhalten in der Viererkette vor dem 2:0 und eine Deckung vor dem 3:0, welche nicht eng genug war. Somit zeigten die Kieler zwar ihre Stärken, welche aber insbesondere bei den Toren von dem defensiven Fehlverhalten der Braunschweiger unterstützt wurden.
Am Samstag steht nun das Derby an! Im Vergleich zur Partie in Kiel bedarf es einer großen Leistungssteigerung, was aber kein Geheimnis ist. Es heißt an die Leistungen aus den Partien gegen Hamburg und Heidenheim anzuknüpfen und die nächste Stadt mit H im Eintracht-Stadion vor Probleme zu stellen. Auf geht’s Eintracht kämpfen und siegen! Wir wollen den Derbysieg!