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Fünf Gründe wieso es mit der Eintracht so schief läuft

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Hallo Löwen,

ein rabenschwarzer Monat geht zu Ende. Mit einem Punkt aus drei Spielen und drei zu neun Toren, ist die Krise endgültig in Braunschweig angekommen. Dabei sind es nicht die Niederlagen die so sehr schmerzen, denn wir alle sollten wissen, dass Eintracht diese Saison um nichts anderes spielt, als den Klassenerhalt. Nein, es ist die Art und Weise wie Eintracht diese Spiele vergeigt hat. Auch die Spiele davor haben sie nicht besonders überzeugt. Was läuft bei der Eintracht schief? Ich habe fünf Gründe gefunden, die tiefer gehen, als nur die aktuelle Taktik oder Aufstellung.

Grund Nr. 1: Der Kader

Die Ausgangslage, dass wiederhole ich nochmal gerne, sollte allen klar sein. Eintrachts Kader ist in mehreren Vergleichen nur auf Platz 17 – dies war die Einschätzung von Datenscouting- und Rating- Firma Global Soccer Networks (GSN) vor der Saison und Stand jetzt ist es auch genauso. Die selbe Meinung vertritt die Datenanalyse Seite FiveThirtyEight, die Eintracht Braunschweig in ihrer Prognose auf dem 17. Platz sieht, mit aktuell einer 50 % Wahrscheinlichkeit abzusteigen. Und um mich wirklich klar auszudrücken, dass bestätigen auch die Leistungen des Kaders. Die Datenrating- Firma Soccerment hat einen SPR-Performance-Index, dieser zeigt die Eintracht aktuell auf dem 17. Platz mit 29 SPR-Performancepunkten.

Am Ende des Tages muss die Mannschaft über sich hinauswachsen, wie man so schön sagt. Das fehlende Heimpublikum macht die Sache nicht besonders leichter. Die letzten Studien zeigen, dass besonders schwächere Mannschaften von einem Heimpublikum profitieren.

Grund Nr. 2: Die Verletzungen

Wie haben also einen nicht so qualitativ konkurrenzfähigen Kader. Dazu kommt der Fakt, dass wir mit einigen Verletzungen sehr geschwächt wurden. Anfang September schrieb ich eine Kaderanalyse, die auf den Daten von GSN basierten. Wenn wir uns dieses Bild nochmal anschauen, sehen wir, dass mit den Verletzungen von Niko Kijewski (GSN-Index 47,82), Suleiman Abdullahi (54,44) und Martin Kobylanski (49,96) Spieler ausgefallen sind, die wir nicht kompensieren können. Bei Koby besteht die Hoffnung, dass er bald wieder von Anfang an spielen kann, aber bei Manni ist es eher unwahrscheinlich und bei Kiwi hoffnungslos. Bei einem Kaderdurchschnitt-Index von 42,96 sind das alle Ausfälle, die den aktuellen Kaderwert noch tiefer sinken lassen.

GSN-Kaderanalyse, Anfang September.

Auch die anderen Ausfälle bringen uns nicht gerade woran. Mit Iba May, Nico Klaß, Matthias Heiland und Leon Bürger verlieren wir aktuelle talentierte Spieler, die man nicht weiter fördern kann. Man sollte den Verletzungsgründen auf die Spur gehen. Denn weitere Ausfälle können wir nur schwer, bis gar nicht verkraften. Und die Wirkung von Schlafmangel bei Felix Kroos als junger Vater sollte man auch nicht unterschätzen.

Grund Nr. 3: Limitiertes Datenscouting

Das Thema Scouting war in den letzten Tagen sehr präsent und der Verein musste sich dazu auch äußern. Laut Geschäftsführer Sport, Peter Vollmann, fehlen der Eintracht die finanziellen Mittel. „Wir müssen uns damit arrangieren, dass wir in diesem Bereich selber einen hohen Aufwand betreiben müssen. Es ist unumgänglich, sich dabei auf die wesentlichen Dinge zu fokussieren. Daher folgt die Eingrenzung der Spieler auf eine kleinere Anzahl, die man abarbeiten kann.“.

Laut vieler Fans und den Verein, hat Peter Vollmann im Bereich Scouting vieles richtig getan, mit begrenzten Mitteln. Ich bleibe aber bei meiner Meinung, dass Eintracht hier zu klein und regional denkt und dass man nicht weiß, was man mit Daten alles machen kann und was für Daten es auf dem Markt gibt. Mit Datenscouting kann man die Deckungsfläche erweitern und dabei benötigt man überhaupt keine besseren finanzielle Mittel. Ganz im Gegenteil, man kann kosten sparen, wenn man gleichzeitig qualitativ bessere Spieler findet und die noch möglicherweise günstiger bekommt. Bevor man den Trainer rausschmeißt und dafür einen neuen holt, sollte man lieber das Geld in eine gute Datenscouting Firma investieren, damit mit man im Winter qualitativ bessere Spieler holen kann.

Grund Nr. 4: Missverständnis von Qualität

Peter Vollmann antwortete lachend im Interview von Abseits.TV auf eine hypothetische Frage, welchen Spieler er immer verpflichten könnte: „Den Torschützenkönig“. Vielleicht als Witz gemeint, zeigt die Antwort die tiefe Empfindung der „Generation Kicker“: die besten sind die, die viele Tore schießen, schöne Pässe spielen und viele Zweikämpfe gewinnen. Die digitalisierte Datenwelt erzählt aber eine ganz andere Geschichte. Die Erfolgsgeschichte von „expected Goals“ belehrt uns z. B, dass nicht immer die gemachten Tore von der Qualität erzählen, sondern die Torchancen. In einer Menge Daten können wir sehen, wer nur von Spielglück oder guten Mitspieler profitiert und wer wirklich die spielerische Qualität anhebt.

SPR-Vergleich zwischen Schultz und Nikolaou (Soccerment)

Da müssen wir die TOP 3. Liga-Transfers wie z. B. Fabio Kaufmann und Michael Schultz kritisch betrachten. Auf den ersten Blick scheinen sie Sinnvoll, doch aktuell senken sie die Qualität der Mannschaft, statt sie anzuheben. Sie hatten auch eine gewaltige Überperformance in der letzten Saison. Beide hatten im September einen GSN- Index unter dem Kaderdurchschnitt- Index. Dabei kommt Schultz im SPR-Indexvergleich noch gut weg, denn er ist mit 30 SPR-Punkte über dem Durchschnitt, hat sich aber im Spiel gegen Darmstadt krasse Fehler geleistet. Dagegen ist Fabio Kaufmann mit 25 SPR-Punkten deutlich unter dem Durchschnitt und bleibt, wie ich schon im September vermutet habe, ein möglicher Flop- Kandidat.

Grund Nr. 5: Die fehlende Eintracht-DNA

Daniel Meyer stellte sich auf der Pressekonferenz vor der Partie gegen Darmstadt demonstrativ vor seine Mannschaft und kritisierte dabei scharf die Fans. Dabei missachtet er die grundsätzliche Eintracht-DNA: Teamarbeit, Kampf, Cleverness (was ich Raubtiere nenne) und Zauber. Einen besonderen Wert legen wir Fans auf eine gute defensive Leistung und kämpferische Spieler. Das verkörpern Spieler wie Felix Dornebusch nun überhaupt nicht, weil sie den Status nicht besitzen und Verbal zu lahm sind. Auch die Eintracht- DNA- Daten sprechen nicht dafür, dass die Mannschaft in den letzten Spielen so spielt, wie wir es erwarten. Das bringt Aufruhe mit sich.

Dornebusch-Daten erzählen auch, dass er zu Recht kritisiert wird (Quelle: Wyscout).

Es fehlt mir hier, wie schon mehrmals angesprochen, eine grundsätzliche Spielphilosophie, die nach der Eintracht-DNA aufgebaut werden sollte. Daniel Meyers Verpflichtung war laut GSN eine, die überhaupt nicht zum Spielstil der Eintracht passte. Nach Marco Antwerpens Predator- Fußball waren wir alle froh, dass es vorbei war. Doch was Meyer mit Eintracht plant ist wieder ganz was anderes.

Hier ist meiner Meinung nach aber nicht der Trainer allein schuld, sondern der Aufsichtsrat und Peter Vollmann, die es verfehlt haben eine Vereinsphilosophie zu kreieren und die Trainer und Spieler nach dieser Philosophie zu suchen. Den Trainer betrifft aber die Verantwortung die Eintracht-DNA zu verstehen und sie in die Mannschaftstaktik zu integrieren. Wie gesagt, es geht nicht so viel um die Niederlagen an sich, sondern eher darüber, wie sie zu Stande kommen.

Fazit

Eintracht muss gegen St. Pauli ein anderes Gesicht zeigen und dafür sorgen, dass die Wintertransfers wirklich einschlagen. Dem Aufsichtsrat sollte bewusstwerden, wie ernst die Lage ist und hier nach zusätzlichen Hilfsmitteln greifen. Auch im Fanlager sollte es spätestens jetzt klar sein, dass es hier nur um den Klassenerhalt geht. Die Forderungen nach vernünftiger Arbeit sollte lauter werden, die Kritik gegenüber einzelnem Spieler dagegen muss leiser werden. Denn am Ende des Tages hat die sportliche Führung die Verantwortung was zu tun ist.

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