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Legenden bald nur unter sich? Es wäre ein fataler Fehler.

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Moin Löwen!

Die neuesten Beispiele von Marc Pfitzner, Benjamin Kessel oder Ermin Bičakčić zeigen, dass interne Lösungen oder Stallgeruch nicht automatisch bessere oder qualitativ gute Entscheidungen bedeuten. Im Gegenteil, alleine die Entscheidungen in dieser Woche zeigen, dass die sogenannten Legenden noch nicht reif für ihre Aufgaben sind.

Fangen wir mit Marc Pfitzner an. Der Interimstrainer hatte gegen die Fortuna aus Düsseldorf die Möglichkeit zu beweisen, dass er einen Platz unter den 16 möglichen Trainerlehrlingen für die Ausbildung zum Trainerschein verdient hat. Statt die fatalen Fehler seines Vorgängers im Punkto Startelf zu korrigieren, machte Pfitze eine ganze Reihe neuer fataler Fehler. Zum Beispiel ließ er in der Startelf-Viererkette qualitativ gute Kräfte außen vor und setzte ausgerechnet auf die defensivschwachen Außenverteidiger Donkor und Marx. Zusammen mit Kurucay und Behrendt in der Innenverteidigung war es qualitativ eine sehr schlecht aufgestellte Abwehr.

Statt auf qualitativ gute Spieler wie Griesbeck, Ivanov oder Helgason zu setzen, stellte er wie sein Vorgänger Jens Härtel Florian Krüger erstmal in der ersten Halbzeit auf die offensive Außenbahn. Es wird sehr viel über die Qualität der Mannschaft gesprochen, beziehungsweise Peter Vollmann und Co. werden vorgeworfen, die Mannschaft sei nicht gut genug. Dennoch muss man sich ernsthaft sagen: Wer Marx und Donkor statt Kijewski und Rittmüller in einer Viererkette einsetzt, wird auch keine Qualität auf dem Platz sehen.

Auch die Aussagen von Pfitze nach der Partie sprechen nicht für ihn. Über die vielen verlorenen Zweikämpfen sagte er: „Es gab keine Duelle, in denen es richtig gescheppert hat, in denen wir gezeigt haben, dass wir hier zu Hause sind. Das sind Dinge, die unabhängig vom Matchplan, einfach da sein müssen.“ Doch woran lag es wirklich? Hat man eventuell versäumt, die Spieler so aufzustellen, dass sie in den kritischen Räumen systematische Überzahlsituationen herstellen konnten? Es geht mir wieder zu sehr über die Mentalität und zu wenig über den Inhalt.

Apropos Mentalität. Die soll Legende Ermin Bičakčić der Mannschaft mitgeben. Doch was hat man für das Geld in Wirklichkeit bekommen? Einen weiteren Balleroberer-Innenverteidiger auf maximal 2. Liganiveau (wohlgemerkt, wir haben schon mehr als vier davon), der unterdurchschnittlich im ersten Kontakt, Technik und Passspiel ist. Eisern-Ermin hat in den letzten 3 Jahren nur 15 Partien, in Summe 615 Minuten gemacht. 41 Minuten pro Partie. Im gleichen Zeitraum 91 Partien verpasst und ist 653 Tage ausgefallen.

Gestern kamen 15 Minuten Spielzeit hinzu. Auch dank Benjamin Kessel? Bico jedenfalls sah es so mit einem besonderen Dank an Kessel, mit dem er „in den vergangenen Wochen sehr gute und intensive Gespräche hatte.“ Das Führungsduo Pfitze und Kessel wird ergänzt von einem gewissen Dennis Kruppke, liebe Grüße, den ich sehr schätze und mag, aber ich mich schon ernsthaft frage, wo das ganze Datenscoutingzeugs endlich bleibt? Dazu haben wir noch zum Beispiel Ken Reichel im Verein oder Jasmin Fejzic. Alle tollen Typen und geile Spieler, aber wirklich?

Die Braunschweiger Zeitung sieht die Legenden allerdings als fußballerisch kompetent. Chefredakteur Christian Klose schreibt: „Die drei Vorbilder (Pfitzner, Kruppke, Kessel) stehen als Gesamtpaket auch für den fußballerischen Sachverstand, den die Eintracht für die Zukunft zwingend braucht. Die Löwen brauchen endlich Typen, die den Verein, die Fans und das gesamte Umfeld elektrisieren und anstecken können. Hier sind sie.“

Nein. Sind sie nicht. Nur weil ich mal als Pizzabote gearbeitet habe, weiß ich noch lange nicht, wie man ein Pizzarestaurant betreibt. Ich bleibe dabei. Nur externe Lösungen in den Führungspositionen, kompetente Leute aus der Fußballbranche ziehen diese Karre wirklich aus dem Dreck. Sie müssen einen Arbeitsnachweis mit sich bringen, am besten aus modern arbeitenden Vereinen. Eintracht Braunschweig ist keine Silicon Valley Startup-Firma, wo man seine School-Drop-Out-Kumpels einstellen kann. Gerade wegen der Tradition in Braunschweig braucht man bei der Eintracht mehr Kompetenz und Impulse von außen, nicht weniger.

Ein Dorfverein in der Regionalliga darf gerne mehr Stallgeruch haben. Ein moderner Männer-Profi-Fußballklub 2023 kann sich sowas nicht leisten. Niemand ist grösser als der Verein. Das gilt vor allem für Legenden. Wenn man (noch) nicht kompetent genug ist, sollte man die Aufgaben lieber jemanden anderen überlassen.

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